HOME ||| Siehe auch Tabellarische Zeitleisten-Biografie zu Wolfgang Müller von Königswinter.

Und siehe auch die Komponisten/innen-Liste (allein) (nur) mit den Müller-Gedicht-Vertonungen.


Bislang bekannte Briefe an und von Wolfgang Müller von Königswinter.

Einige Personen zu und um Wolfgang Müller von Königswinter


Alpabetische Titelliste der Gedichte Texte Buchtitel et al. Wolfgang Müller von Königswinter.


Und auch die ausführliche Liste Bücher Publikationen Veröffentlichungen zu Wolfgang Müller von Königswinter.


EIN PAAR TEXTE VON
WOLFGANG MÜLLER VON KÖNIGSWINTER ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||




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Wolfgang Müller von Königswinter
| * 5.3.1816 | + 29.6.1873 | W. M. v. K.



W. M. v. K. wurde geboren als Peter Wilhelm Carl, der (Künstler-)Vorname Wolfgang wurde erst um 1840/1841 angenommen.

Als Arzt blieb er weiterhin Wilhelm/Wilh./W. Müller. Im Adressbuch Köln taucht er noch 1873 mit Wilhelm und Wolfgang auf.

Mit beiden Vornamen: a) dem qua Geburt, also dem bürgerlichen Namen b) dem Pseudonym (Wolfgang)

So, als Wolfgang Müller, publizierte er endlich im (zweiten) Rheinischen Jahrbuch für Kunst und Poesie 1841.

Und so veröffentlichte er auch sein erstes eigenes Buch, "Junge Lieder".

Letzteres erschien vermutlich noch Ende März 1841, spätestens aber April 1841.

    Als "Wolfgang Müller von Königswinter", also explizit mit dem Orts-Zusatz,

    veröffentlichte er ab 1846 (nachgewiesen),

    evtl. bereits ab 1845 (gedruckter Beleg dazu fehlt bislang).


EINIGE (WENIGE) TEXTE, GEDICHTE, BALLADEN, GESCHICHTEN, TEXTAUSZÜGE ETC. VON WOLFGANG MÜLLER VON KÖNIGSWINTER,
zur Veranschaulichung seines Schreibens.

-- ALTENAHR, bereits gedr. 1837, hier: gedr. 1840
-- AN MARIA, hier gedr. 1840
-- ANHANG = Nachwort, 1856, in 2. u. 3. Auflage von "Lorelei", gedr. 1857 LINK
-- AUF DER EISENBAHN VON KÖLN-DEUTZ NACH GIESSEN-FRANKFURT (Auszug) (gedr. im Aug. 1862)
-- BEETHOVEN, zur Denkmalseinweihung 1845 in Bonn. LINK
-- DENKWÜRDIGKEITEN, siehe: VON DER RHEINISCHEN POESIE
-- DER DOMSCHÜLER, eine Geschichte, komplett. LINK
-- DER MÖNCH VON HEISTERBACH, hier gedr. 1842
-- DIE HAUGIANER (Auszug aus Kunstkritik Müller), hier gedr. 1854
-- EIN MALERNEST IM TAUNUS, Artikel, gedr. 1873, komplett. LINK
-- ERINNERUNGEN AN NORBERT BURGMÜLLER (Auszug), hier gedr. 1840
-- FESTGEDICHT zur Quellenweihe in Neuenahr 28.7.1858 (gedr. 1858)
Siehe dazu den kompletten Artikel 30.7.1858, der das Gedicht enthält: LINK
-- FRÜHLINGS VORZEICHEN, gedr. 1836
-- FÜR JACOBI'S GARTEN (geschr. und gedr. Juli 1857)
-- JUBELND SITZEN WIR UND TRINKEN, hier gedr. 1841
-- MARIE, hier gedr. 1862
-- NACHSCHRIFT (
zu seinem Gedicht "Für Jacobi's Garten.")
    (geschr. und gedr. Juli 1857)
-- NACHWORT (in Band 2 von "Erzählungen eines Rheinischen Chronisten", gedr. 1861)
-- RHEINBUCH (= DAS RHEINBUCH) (Auszug) (hier gedruckt 1855)
-- VERBINDUNG DEUTSCHLANDS UND HOLLANDS DURCH EINE EISENBAHN (hier gedruckt 1858)
-- VON DER RHEINISCHEN POESIE (Aus den "Denkwürdigkeiten".)
(Auszug) (hier gedr. 1863)
-- WIR SIND NICHT STOLZ ..., hier gedr. 1841

GENERELLES ZU DEN TEXTVERSIONEN bei WOLFGANG MÜLLER VON KÖNIGSWINTER:
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Achten Sie BEI MÜLLER GENAU auf die Ausgabe ... das Jahr ... die Version ... das Presseerzeugnis ... und bei BÜCHERN zudem auch auf die AUFLAGE !!! – Texte mit der gleichen Überschrift können je nach Jahr, je nach Auflage ganz andere sein.
                Ich zitiere hier unten in BLAU aus dem extra Nachwort (= "Anhang.") seines Buches "Lorelei", aber erst in der 2. (sehr vermehrten !!!) und auch wieder in der 3. Auflage ist der "Anhang." enthalten. ACHTUNG: Lorelei, die 1. Auflage, 1851, die war ganz anders, hatte viel weniger Balladen, auch etliche der dort abgedruckten Texte stehen da in einer Vorversion gegenüber Auflage 2 und 3! K. J.
:::
                ZITAT W. M. v. K. -- das komplette mehrseitige Nachwort namens "Anhang." finden sie übrigens hier: LINK, als offene, "getippte" Onlineversion.

                "Daß ich auch die Verse zu feilen suchte, wird ein Vergleich mit der ersten Ausgabe lehren. Deßhalb muß ich denn auch wünschen, daß Sagensammler und Verfasser von Werken, die aus meiner Lorelei geschöpft haben und noch ferner schöpfen, diese neueste Auflage benutzen und nicht, wie es leider zu oft geschieht, aus anderen Büchern abschreiben und Sinn- und Druckfehler mit hinüber nehmen." (Zitat Seite 482, beendet wurde der "Anhang:" in "Köln, 1. October 1856.", das Buch selber, also die stark veränderte 2. Auflage, wurde aber offziell laut (Impressum) 1857 gedruckt, dürfte aber Weihnachten 1856 schon gedruckt auf dem Buchmarkt vorhanden gewesen sein; die 3. Auflage existiert übrigens laut Imprint auch seit 1857.)
 




ALTENAHR


Wo sie am höchsten ragen
Die Felsen an der Ahr,
Da stand in alten Tagen
Das Schloß von Altenahr,
Und seine Thürme schauten
Mit ihrer Kronen Rand
Gleich hehren und ergrauten
Königen weit in's Land.

Gleichwie von Neid geschwollen
Rauscht unten tief der Fluß,
Und seine Wasser rollen
Am jähen Felsenfuß,
Als wollt' er unternagen
Das Schloß und brechen ein;
Doch trotzt mit festen Lagen
Das mächtige Gestein.

Einst hub ein ander Streiten
Sich dort gar wildrer Art,
Da kam von allen Seiten
Viel Kriegsvolk wohlgeschaart,
Die Bischöf' und die Fürsten
Voll argem Haß voran,
Den Mann voll Freiheitsdürsten,
Den Burgherrn einzufah'n.

Doch ragt der Fels, der wilde,
Und bietet guten Schutz,
Die Mauern sind wie Schilde,
Sie stehn in stolzem Trutz.
Der Feind liegt Tage, Wochen,
Viel Monde, manches Jahr,
Der Muth ist schier gebrochen,
Zerronnen fast die Schaar.

Einst sprengt beim Morgenstrahle
Der Graf auf hohem Roß
Gewappnet ganz in Stahle
Zum höchsten Wall vom Schloß;
Glüh blitzt sein Blick von Grimme
Wie blut'ger Abendschein,
Die lang entwöhnte Stimme
Dröhnt laut ins Thal hinein:

Oh Feind, der hier vom Schlosse
Verderben oft gewann,
Sieh auf dem letzten Rosse
Des Schlosses letzten Mann.
Dem Weib, den Söhnen allen
Gab Krankheit herben Tod,
Es fielen die Vasallen
In jäher Hungersnoth.

Und sind sie nicht gestorben
In ehrenvollem Streit,
Sie haben doch erworben
Der Freiheit Herrlichkeit.
Frei will auch ich nun scheiden,
Wie meiner Treuen Schaar,
Und nie kann Knechtschaft leiden,
Der stets ein Freier war.

So hat der Greis gerufen
Und blickt zum Himmel auf,
Treibt auf den Felsenstufen
Das Roß zu wildem Lauf,
Stürzt von der Höhe rasselnd,
Rollt über das Gestein,
Bis in die Fluth, die prasselnd
Schlingt Roß und Reiter ein.


Wie das die Feinde schauen,
Erfaßt sie Schreck und Graus,
Und aus des Todten Gauen
Ziehn sie verstummt nach Haus;
Das Schloß sank auf den Höhen
Schon längst ein Raub der Zeit,
Und noch zwei Thürme stehen
Zum jähen Sturz bereit.


Doch lebt die alte Kunde
Noch stets im Volke fort,
Sie lehrt von Mund zu Munde,
Sie lehrt von Ort zu Ort:
Viel besser als Verderben
In schlimmer Sclaverei
Ist Kämpfen, Leiden, Sterben
Als Männer, frank und frei.



HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. gecheckt, sie folgt dem W. M. v. K.-Buch "Balladen und Romanzen" (Erstausgabe 1842).  ||| HINWEIS: "Der Ritter von Altenahr", auch diesen Gedicht-Tietl gibt es von W. M. v. K., Siehe dazu u. a. hier: Alphabetische Titelliste der Gedichte Texte Buchtitel et al. Wolfgang Müller von Königswinter

"Altenahr" ist (vermutlich erstmals) bereits abgedruckt in: "Rheinsagen aus dem Munde des Volkes und deutscher Dichter. Für Schule, Haus und Wanderschaft. Von Dr. Karl Simrock. Zweite vermehrte Auflage. Bonn, bei Eduard Weber. 1837." So der Haupt-Titel der zweiten Auflage [X], in dieser 2. Auflage stehen nämlich erstmals zwei Müller-Gedichte nun drin. [X]

"Altenahr" iat aber auch noch abgedruckt z. B. in Müllers 2. monographischen Buch. TEXTQUELLE DER VERSION HIER IST ABER: "Balladen  und Romanzen. – Von Wolfgang Müller. – Düsseldorf, Verlag von J. H. C. Schreiner. – 1842." Seite 3 bis Seite 7.




AN MARIA


I.


O, könnt' ich einmal leben Liebeleben,
Mir selber sterben, in mir selbst vergehen,
Um in der Liebsten wieder zu erstehen,
Erkoren ganz und ganz dahingegeben!


O, könnt' ich leben selig zwiefach Leben,
Doppelt durch Sie in ferne Zukunft sehen,
Doch Eins mit ihr, hinschauen in sel'ge Nähen,
Wie würde das die dunkle Brust erheben!


So möcht' ich jubeln und so möcht' ich trauern,
So möcht' ich weinen und so möcht' ich lachen.
So hangen, bangen und so schweben, beben.


So zitternd hoffen und so hoffend schauern,
So wachend träumen und so träumend wachen.
O, könnt' ich leben einmal Liebeleben.


II.


Du ziehst in Schönheit wie die Nacht, Maria,
Geheimnißreich, gewaltig, hehr und prächtig,
Das reiche Haar umwallt dich dunkelflechtig,
Die Augen blüh'n wie Sternenpracht, Maria.


O träumerische Sternenpracht, Maria,
So blüht der große Himmel klar allnächtig,
Du ziehst in Herrlichkeit so zaubermächtig,
Doch unbewusst noch deiner Macht, Maria.


Und also folg' ich stille deinen Pfaden,
Bezaubert ganz und meiner selbst vergessen
Und übervoll von dir die Brust, Maria.


O, dürft ich nur vor dir das Herz entladen
Von den Gefühlen, die mich drängend pressen:
Endloses Leid, endlose Lust, Maria!


III.


Mein Blickt folgt gern von ferne deinem Schritte,
Du ziehst so sicher durchs bewegte Leben,
Und mußt du hier auch bangen, dort auch beben,
Du triffst doch immer leicht die rechte Mitte.


Du lerntest nicht, du hattest alle Sitte,
Und übst sie so bescheiden und ergeben,
So seh' ich dahin voll Anmuth schweben,
Ein Engel folgt dir wohl auf jedem Schritte.


Du bist so schön von Leib und von Gemüthe,
Ich falt' dir betend ob dem Haupt die Hände
Und flehe aus der Seele tiefstem Triebe:


Daß dir des hohen Himmels ew'ge Güte,
Was überall und einzig aushilft, sende,
O Jungfrau, sieh, das ist die rechte Liebe.



HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. gecheckt, sie folgt dem "Rheinischen Jahrbuch für Kunst und Poesie", herausgegeben von F. Freiligrath, C. Matzerath, K. Simrock. (Erstausgabe 1840). [X]

Ab Seite 400. Ende ist auf Seite 402. [X] 





ANHANG = Nachwort, 1856, in 2. u. 3. Auflage von "Lorelei", gedr. 1857 LINK zum vollständigen Text als offene, "getippte" Online-Version.




AUF DER EISENBAHN VON KÖLN-DEUTZ


NACH GIESSEN-FRANKFURT


(Artikelserie in "Kölnische Zeitung", August 1862)



(AUSZUG und zugleich BEGINN)


Von Wolfgang Müller von Königswinter.


I. Vom Rheine zur untern Sieg.

Variato delectat oder die Abwechselung erfreut, so dachte ich, als ich mir wieder einmal eine Fahrt nach Süden zu machen vornahm, um einen flüchtigen Blick in das deutsche Schützenfest zu Frankfurt zu werfen. Und so wählte ich denn nicht den alten, oft befahrenen Weg der großen Völkerstraße längs des Rheines, sondern die erst vor Kurzem neu erschlossene Eisenbahn, welche auf dem rechten Ufer des Stromes durch die Berge der Sieg nach der Lahn und von dort nach der berühmten freien Reichsstadt führt, in deren Mauern einst die deutschen Kaiser gewählt wurden.


In der That hatte ich meinen Entschluss nicht zu bereuen, denn so mannigfaltig auch die Schönheiten des Rheines von Köln bis Mainz und des Maines von Mainz bis Frankfurt sich entwickeln, so fand ich auf der neuen Straße doch ein so sehenswerthes, interessantes und Geist und Herz ansprechendes Land, daß mir die Fahrt fast allzu kurz dünkte, weil sich die mannigfachen landschaftlichen Bilder mit ihren geschichtlichen Erinnerungen in der allgewaltigen Eile, mit der uns das Dampfroß hindurchführt, kaum behaglich aufnehmen und verarbeiten lassen.


Sanct Medardus, der nasse Heilige, dessen Gedenktag am 8. Juni gefeiert wird, hatte uns bekanntlich heuer nach einem überaus warmen, fruchtbaren und viel versprechenden Frühjahre mit einigen Regenschauern überrascht, die von übelster Vorbedeutung waren. Die alte Bauernregel täuschte nicht. Vierzig Tage lang zeigte der Himmel ein äußerst trübes und verdrießliches Angesicht, das sich in Wettern, Hagel und Regen alltäglich entlud und die ganze Menschheit in hypochondrische Stimmung versetzte: man sprach immer und immer wieder vom Wetter, und das taugt nicht, mag es nun zu schön oder zu garstig sein, denn das Eine wie das Andere verdirbt Frucht und Bäume.


Als aber die genannte vierzigtägige Herrschaft des Regenbringers zu Ende ging, da ergab es sich, daß der alte Gott doch noch lebe und seine Sonne am Himmel festgehalten habe, denn hin und wieder lichteten sich die Wolken, aus ihren Zipfeln blickte auch wohl ein Stück neuen Himmels, und dann und wann flog ein Sonnenstrahl über die Felder und Wälder, welche den Beweis lieferten, daß die brillanten Farben der Natur noch nicht gänzlich abhanden gekommen waren.


An einem solchen Tage begab ich mich auf den Weg und saß, nachdem ich von der stehenden Brücke den alten Rhein begrüßt hatte, frühmorgens in dem ersten Zuge, der von Deutz nach Gießen dampft. Die Glocke läutete, die Locomotive pfiff, die Wagen rollten und wir saus'ten in die Ebene hinaus.


Rechts über dem Rheine erblickt man die mäßigen Höhen des Vorgebirges, die mit zum kölner Stifte und zum Kurfürstenthume gehörten und an denen sich die Rheinische Eisenbahn hinzieht, links dagegen erheben sich die Ausläufer des bergischen Landes, die ihre eigenen Grafen und später Herzoge (Sic! mit o, K. J.) hatten. Das schöne Schloß Bensberg, das den Letzteren im vorigen Jahrhundert als Sommersitz diente und eine wundervolle Aussicht in die niederrheinischen Ebenen gestattet, ragte in blauem Dufte an der Hügelkette empor.


Mächtiger erhebt sich aus diesen Höhen der Lüderich, welcher großartige Spuren alten Bergbaues aufweist und an dem auch die neueste Industrie wieder ihre Werkstätten aufgeschlagen hat. Alte Sagen melden, daß hier die Heiden schon nach den Schätzen des Bodens gegraben haben. Nach einer anderen Wendung fand hier das Domcapitel zu Köln unermeßliche Reichthümer, die theilweise zum Bau der Kathedrale verwandt wurden.


Im Ganzen bietet diese Hügelkette indeß wenig Abwechslung für das Auge des Reisenden, der an ihrem Fuße hinfährt, wie denn auch die Ebene mit ihren Feldern und Dörfern allen anderen Rheinebenen so ziemlich ähnlich sieht. Zwischen fruchtbaren Marken fehlt es ihr übrigens auch nicht an Sandaufschüttungen, welche von alten Anschwemmungen des Rheines vor jener Zeit herrühren, wo der Strom noch nicht das bestimmt eingegränzte Bett besaß, in welchem wir ihn gegenwärtig seine Fluten dahinrollen sehen.


Zu solchen Ablagerungen gehört namentlich die Haide bei dem Dorfe Wahn, die von der Artillerie des 8.(rheinischen) Armeecorps allsommerlich zu den Uebungen des schweren Geschützes benutzt wird. Jeder Bewohner unserer Ebene erinnert sich, daß er mitunter an heitern Augusttagen fernen Geschützdonner ertönen hört, und sagt sich dann: Da schießt man auf der Wahner Haide.


Nach einer Fahrt von etwa drei Viertelstunden gewinnt die Landschaft einen anderen Charakter. Man nähert sich den Bergen mehr und mehr und erblickt von Osten nach Westen gehend in fortlaufender Reihe eine Menge von Baumgruppen, die auf ein feuchteres Land deuten, denn sie bestehen vielfach aus Pappeln, Eschen und Erlen. Nicht mit Unrecht vermuthet man die Gegenwart von Wasser, das auch in der That alsbald in zwei Flüssen sichtbar wird, die in diesen Gegenden aus dem Gebirge dem Rheine zuströmen und sich vor ihrem Eintritt in denselben vereinigen.


Der erste ist die Agger, welche in alten Zeiten ein durchaus den Grafen und Herzogen von Berg zugehöriger Fluß war und, hoch aus dem Bergschen kommend und sich mit der Sülz vereinigend, einen schönen, grünen Waldstrom bildet, dessen Besuch dem Wanderer mancherlei Genüsse bereiten wird, zumal wenn er tiefe Forsten, einsame Dörfer, Bergbau und Eisenwerke zu sehen liebt. Hat man die Brücke, welche über das reißende Wasser führt, passirt, so erblickt man rechts den Zusammenfluß von Agger und Sieg, die nach ihrer Vereinigung nun den Weg nach Westen fortsetzen und unterhalb Bonn bei dem Dorfe Bergheim in den Rhein fallen.


So erstreckt sich nun hier zur Rechten einige Stunden weit ein wasserreiches Land, an dem namentlich der Baum- und Pflanzenwuchs gedeiht, welcher besonderer Feuchtigkeit bedarf. Leider fehlt es hier auch nicht an Ueberschwemmungen, denn die Ufer der Flüsse in der Ebene sind sehr flach, und es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Kraft und Kunst der Menschen sie in feste Dämme eingegränzt hat. Wenn der Zug nach einer Weile hält, erblickt man zur Linken eine ziemlich steile Höhe, auf deren Gipfel umfangreiche Gebäude mit einer Kirche sich entfalten und an deren Fuß sich ein Städtchen lagert. Wir befinden uns an der Station Siegburg und sind nunmehr, wie dies der Name schon andeutet, in das Flußgebiet der Sieg gedrungen.


Vor uns liegt die Burg an der Sieg, und zwar ist es die letzte, welche als Bergschloß dieses Flusses genannt werden kann. Die Höhenzüge, welche sich zwischen Agger und Sieg erstrecken, schicken hier in einem Dreieck ausgehend ihre Ausläufer in das Rheinthal hinab. Und seltsamer Weise zeigen sich hier auch noch die Nachwirkungen des Vulcanismus, der in uralter Werdezeit einen primären Sitz in der Eifel und einen secundären im Siebengebirge und im Westerwalde hatte.


So viel uns bekannt ist, besteht das bergische Land meistens aus anderen Steinbildungen, während an dieser Stelle noch einmal der Basalt erscheint, denn aus diesem Product ist nicht allein der Berg, auf dem die Siegburger Abtei liegt, sondern sind auch die etwas nach Süden stehenden beiden Wolsberge gebildet. Das innere Feuer der Erde hat nämlich diese drei Hügel mit ihren schwarzen, erkalteten Lavamassen in dem tiefer liegenden Schiefergebirge gleichsam als Blasen aus dem Erdreiche getrieben.


So boten sich denn hier schon in frühester Zeit willkommene Bedingungen zur Ansiedelung. Der Bergwald gab Holz und Wild, die Ebene Wiese und Feld, der Fluß Wasser und Fische, und die steilen Höhen gestatteten die Anlage von schützenden Wohnungen. Es ist uns gleichwohl unbekannt, wie die erste Cultur in diese Gegenden gelangte. Die Geschichte nennt, so viel wir wissen, das Schloß Siegburg zuerst zu den Zeiten des heiligen Anno, Erzbischofs zu Köln.


Damals gehörte es dem Pfalzgrafen Heinrich., der sich später den Namen des Wüthenden oder Tollen (furiosus) erwarb. Richezza, die Königin von Polen, hatte diesem Fürsten die Schirmherrschaft über die der Abtei Brauweiler vermachten Güter verliehen. Der Erzbischof belegte indeß diese Liegenschaften mit Beschlag und übergab sie dem Kloster der h. Maria ad gradus in Köln. Aus diesem Anlaß entbrannte die Fehde.


Der strenge Prälat wußte Heinrich mit geistlichen Mitteln zu schrecken, daß er ihm Siegburg abtrat. Damit war die Sache aber nicht abgethan. Der Pfalzgraf sammelte ein Heer und überzog den Erzbischof mit Krieg, wurde aber zurückgewiesen.


Die Aufregung, in welche er wegen dieser Streitigkeiten gerieth, scheint ihm indeß die Klarheit der Seele getrübt zu haben. Vielleicht trug auch ein Sturz auf den Kopf, den er in seiner Jugend gethan hatte, zu seiner Verwirrung bei, denn als er später einmal auf seiner Veste zu Cochem an der Mosel saß, und sein Weib Mathilde, die, wie es scheint, während seiner Kriegszüge das Klostergelübde abgelegt hatte, den Zumuthungen seiner Liebe nicht Gehör geben wollte, gerieth er in einen solchen Zorn, daß er nach der Streitaxt griff und die unglückliche Geliebte niederhieb, ihr Haupt vom Rumpfe trennte und blutbedeckt vor seine Krieger trat, die den Wüthenden fesselten und ihn vor den Erzbischof von Trier brachten.


Er wurde darauf im Kloster Echternach eingeschlossen, wo er später wahnsinnig starb. Hier wäre vielleicht dem Dichter ein willkommner Stoff zu einem Trauerspiel geboten.


Siegburg blieb unterdeß in den Händen Anno's, der sofort die Burg des Pfalzgrafen zu einem Kloster umschuf und es dem Orden der Benedictiner übergab, indem er zwölf Mönche dieser Regel aus dem Kloster Fructuaria bei Turin kommen ließ. Ueberdies wurde Siegburg der Lieblings-Aufenthalt dieses berühmten deutschen Kirchenfürsten, der, aus niedrigem Stamm geboren, im Jahre 1075 starb.


Wer die deutsche Geschichte kennt, der weiß, daß er der langjährige Kanzler des Reiches unter Heinrich III. und während Heinrich's IV. Minderjährigkeit Reichsverweser war. Den Letzteren hat er auch zum Theil erzogen. Er und Erzbischof Adalbert von Bremen suchten sich des Knaben zu bemächtigen. Anno war ein strenger Mann der Kirche, Adalbert ein Mann des Lebens.


Es ist bekannt, wie beide einst zu Kaiserswerth unterhalb Düsseldorf zusammen kamen. Der kölner Erzbischof entführte den kaiserlichen Sprossen auf einem Rheinschiffe, der Knabe sprang, um der straffen und verhaßten Hut zu entgehen, in den Fluß und wurde nur mit Mühe gerettet. Wer weiß, ob die zwiespältige Erziehung, deren er theilweise von Anno, theilweise von Adalbert genoß, nicht die Keime der Leidenschaft in jenen deutschen Herrscher legte, die sein Leben so unheilvoll und unglücklich machten.

    Dein Herz war edel, mild und gut,
    wuchs zu kühner Thatenlust —
    Da rissen dich mit bösem Muth
    Zwei Priester von der Mutterbrust,
    Die Seele haben sie verheert,
    Von keuscher Mutterlieb gepflegt;
    Den Leichtsinn hat dir Adalbert,
    Die Starrheit Anno drein gelegt.


Anno wird auch in seiner städtischen Herrschaft zu Köln als überaus strenger Herrscher geschildert, so daß sich in der alten Stadt Aufruhr gegen sein Regiment erhob. Die kölner Bürger unterlagen in dem ausgebrochenen Kampfe, sie begaben sich nach Siegburg, um Verzeihung zu erlangen, aber der Erzbischof ließ ihnen die Augen ausstechen. So die Sage, denn geschichtlich ist diese fürchterliche That nicht erwiesen.


Auch ist es sicher, daß Anno stets seiner festen Ueberzeugung folgte. Hat ihn die Strenge zur Grausamkeit verführt, so muss man die Rohheit der Zeiten, in welchen er lebte, zugleich in Anschlag bringen. Das Zeitalter der Ritterlichkeit und Courtoisie war noch nicht angebrochen, geschweige denn das des Humanismus.


Sein geistlicher Wandel war überaus würdig, er legte die väterlichste Sorge für die Kirche und seine Unterthanen an den Tag, er reformirte die Klöster, hielt sie in straffer Zucht und brachte die kölner Kirche zu solchen Ehren, wie es keinem späteren Prälaten gelungen ist. So wurde er heilig gesprochen.


Auch die Literatur besitzt ein merkwürdiges Sprachdenkmal, das etwa um 1185 gedichtet ist und als„Lobgesang auf den heiligen Anno“ aufgeführt wird. Sage und Geschichte vermischend, hat es manche großartige Stellen und zeichnet sich zugleich durch eine eigenthümliche Naivetät (Sic! mit ve, K. J.) aus. Dieser Priester wählte Siegburg auch zu seiner letzten Ruhestätte. Er wurde in der Kirche der Abtei beigesetzt. Gegenwärtig zeigt


SEITE 2, der Satz geht weiter, auch hier in der "Kölnischen Zeitung", 7.8.1862

man seinen Reliquienkasten, der von großem kunstgeschichtlichem Interesse ist, in der Pfarrkirche der Stadt.
    [[ ZEITUNGSTEXT vom 7.8.1862, Teil I. der Serie, DIESER TEXT GEHT DANN NATÜRLICH IMMER NOCH WEITER, K. J., denn auch hier auf Seite 2 sind ja bereits noch vier weitere Textspalten, allesamt unter dem Feuilleton-Strich, und es folgen zudem noch in weiteren Ausgaben der Kölnischen Zeitung die Teile II. und III. und IV. und V. bis einschließlich 12.8.1862.]]


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Die Absätze (hier zudem durch Leerzeilen erzeugt, nicht durch Texteinrückung) entsprechen in ihrer Fülle nicht dem Original, weil es im Original kaum Absätze, da allerdings zudem nur durch Einrückungen, gab. Für eine bessere Lesbarkeit online auf einer Web-Page hat K. J. also hier mehr Absätze erstellt und zudem Leerzeilen genommen. Man achte auf einige damals übliche Schreibweisen. Städte-Adjektive wie "kölner" wurden klein geschrieben. Oder "passirt" nur mit i, nicht mit ie. Oder th-Schreibungen wie bei "Unterthanen" et al. [X]


ANMERKUNG:
Die Wolsberge sind der Riemberg mit 120,8 Meter Höhe über Normalhöhennull und der nordwestlich gelegene Wolsberg mit einer Höhe von 110,4 Metern, sagt [W]. Der Ortsteil von Siegburg, wo sich beide Berge befinden, heißt Wolsdorf, ja, sie sind also Teil eines Ortes, aber Wolsdorf liegt heute direkt an der Autobahn A 3. [X] Direkt-Link zu WOLSDORF bei OPEN STREET MAP. [X]




Streckenverlauf (eher unten auf der Karte gucken) in GRÜN, die beschriebene Strecke, 1859 bis 1862 nach und nach für den Verkehr freigegeben, von der Cöln/Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft, sie führte von "Köln-Deutz nach Gießen-Frankfurt", wie W. M. v. K. es in seiner Artikel-Überschrift ausdrückte. Er wollte eben auch über Frankfurt noch etwas schreiben. Real war es eher von Deutz nach Gießen. QUELLE HIER: Wikimedia Commons, Filename ist Kme2.png. Diese Karte wurde hier von K. J. etwas kleiner geschnitten. Bild-Quelle: Wikimedia Commons, Direkt-Link zum Wiki-Original der Eisenbahnkarte HIER KLICKEN. |||

Gemäß einem am 10. Juni 1856 abgeschlossenen Staatsvertrag übernahm die private Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft (CME) den Bau der Strecke und die Betriebsrechte. Im Jahr 1857 begannen die Bauarbeiten an der (Köln-) Deutz–Giessener–Eisenbahn auf einer Länge von dann 166 Kilometern, mit der Verpflichtung für die CME, von Betzdorf aus zusätzlich eine 17,2 Kilometer lange Stichbahn nach Siegen zu bauen. Es fuhr der offizielle Eröffnungszug der neuen Bahnlinie am 10. Januar 1861. Offenbar dann aber erst einmal nur bis Siegen. Laut erstem Fahrplan dauerte das bereits, bis Siegen, (1. Zug morgens, als Beispiel) von 6:45 Uhr bis 10:05 Uhr. Die Strecke war zunächst eingleisig. Das alles und viel mehr Interessantes zu dieser Eisenbahnstrecke erfahren wir bei www.siegerlandbahn.de/bahnbau-im-siegerland-bis-1861/die-siegtal-bahn/, abgerufen am 10.7.2023. Erst am 12.01.1862 wurde der Abschnitt Burbach–Giessen (54,66 km) freigegeben. Müller konnte also einen solchen Artikel auch erst 1862 schreiben, wenn er die Endstation Gießen (und zudem auch noch die Stadt Frankfurt) dabeihaben wollte. ||| Und noch etwas ist interessant, bezüglich W. M. v. K. und der Eisenbahn – sein eigener Schwiegervater hat mit die Gelder für den Bau zusammengesucht: Eduard Schnitzler, der Bankier (Bankhaus Stein), ist nämlich schon 1843 in den Aufsichtsrat der Cöln/Köln-Mindener Eisenbahn (CME) eingetreten und hat 1847 die Stelle des Präsidenten im Aufsichtsrat übernommen. Und dann auch dieses: Müllers Kölner Freund Gustav (von) Mevissen wurde 1843 Direktionsmitglied der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, und von 1844 bis zu ihrer Verstaatlichung 1880 war er deren Präsident. Es waren also auch ganz direkte Verbindungen zum Eisenbahnbau und Eisenbahnwesen bei W. M. v. K. vorhanden.


HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. erstellt und gecheckt und am 10.7.2023 erstmals als offener, "getippter" Text online gestellt, der Text folgt der "Kölnischen Zeitung", Seite 1, vom 7.8.1862.




BEETHOVEN, zur Denkmalseinweihung 1845 in Bonn. LINK zum vollständigen Text als offene, "getippte" Online-Version.




DENKWÜRDIGKEITEN, siehe: VON DER RHEINISCHEN POESIE (weiter unten)



DER DOMSCHÜLER, eine Geschichte, komplett. LINK
zum vollständigen Text als offene, "getippte" Online-Version.



DER MÖNCH VON HEISTERBACH


Ein junger Mönch im Kloster Heisterbach
Lustwandelt an des Gartens fernstem Ort,
Der Ewigkeit sinnt still und tief er nach,
Und forscht dabei in Gottes heilgem Wort.
   
Er liest, was Petrus der Apostel sprach:
Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag.
Doch wie er sinnt, es wird ihm nimmer klar.
   
Und er verliert sich zweifelnd in den Wald,
Was um ihn vorgeht, hört und sieht er nicht; –
Erst wie die fromme Vesperglocke schallt,
Gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht.
   
Im Lauf erreichet er den Garten schnell,
Ein Unbekannter öffnet ihm das Thor,
Er stutzt – doch sieh, schon glänzt die Kirche hell,
Und draus ertönt der Brüder heilger Chor.
   
Nach seinem Stuhle gehend tritt er ein,
Doch wunderbar, ein And'rer sitzet dort;
Er überblickt der Mönche lange Reihn,
Nur Unbekannte findet er am Ort.
   
Der Staunende wird angestaunt ringsum,
Man fragt nach Namen, fragt nach dem Begehr,
Er sagt's, da murmelt man durchs Heiligthum:
Dreihundert Jahre hieß so Niemand mehr.
   
Der letzte dieses Namens, tönt es dann,
Er war ein Zweifler und verschwand im Wald;
Man gab den Namen keinem mehr fortan –
Er hört das Wort, es überläuft ihn kalt.
   
Er nennet nun den Abt nun und nennt das Jahr,
Man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand,
Da wird ein großes Gotteswunder klar:
Er ists, der drei Jahrhunderte verschwand.
   
Ha, welche Lösung! plötzlich graut sein Haar,
Er sinkt dahin, und ist dem Tod geweiht
Und sterbend mahnt er seiner Brüder Schaar:
Gott ist erhaben über Ort und Zeit.
   
Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar,
Drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach:
Ich weiß, ihm ist ein Tag, wie tausend Jahr,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag.



HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. gecheckt, sie folgt dem W. M. v. K.-Buch "Balladen und Romanzen" (Erstausgabe 1842).
    

Abgedruckt z. B. bereits in Müllers 2. monographischen Buch. TEXTQUELLE DER VERSION HIER: "Balladen und Romanzen. – Von Wolfgang Müller. – Düsseldorf, Verlag von J. H. C. Schreiner. – 1842." Seite 29 bis Seite 31.




DIE HAUGIANER (Auszug aus einer Kunstkritik)


Wie mächtig ist die Eigenthümlichkeit dieser Menschen, welche abgeschieden von dem Leben der civilisirten Welt, in einem verschollenen Winkel ihre Tage zubringen! Hier ist nicht die Nüchternheit und Abflachung zu finden, welche die Nationen des mittlern Europa an sich tragen, hier ist nicht die Lebendigkeit, welche durch das Wesen des Südländers leuchtet, hier ist der starre gewaltige Norden. Diese Gesichter erinnern an die kantigen Granitgebirge und an die stillen dunkeln Seen, welche sich zwischen jenen dahinziehen; sie sind schroff wie die ersten und tief wie die zweiten. Wie auf dem Antlitze des Wüsten-Arabers die Stille und Oede des heißen endlosen Sandes geschrieben steht, so sieht man auf diesen Stirnen die wilde Kraft der Polargegenden. Selbst die Frömmigkeit hat hier einen andern Charakter. Dieser Sectenglauben ist unbeugsam trotzige Festigkeit. Ein phantastischer Freund sagte mir vor dem Bilde: Diese Männer sehen wie nordische Löwen aus. Das Wort war durchaus treffend. Wenn uns Blicke in fremde und eigenthümliche Regionen geöffnet werden, so stehen wir oft in stiller Ueberraschung, hier gesellt sich mit Recht die Bewunderung dazu.



HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X]


Diese Version wurde von K. J. gecheckt, sie folgt dem W. M. v. K.-Buch "Düsseldorfer Künstler aus den letzten fünfundzwanzig Jahren. Kunstgeschichtliche Briefe." Leipzig, Rudolph Weigel (Verlag), 1854, S. 307/308. Hier aber zugleich auch noch zitiert nach: "Adolph Tidemand (1814-76) und die Konstruktion norwegischer Identität", Dissertation von Anja Gerdemann, Universität zu Köln, Philosophische Fakultät, Kunsthistorisches Institut 2011 ||| Es geht um das Gemälde "Die Haugianer" von dem Norweger Adolph Tidemand (1814-76). |||


HINWEIS: Müller publizierte bereits 1851 zusammen mit Adolph Tidemand ein Buch. TITEL: Adolph Tidemand: Norwegisches Bauernleben. Ein Cyclus in 10 Bildern. Mit allegorischem Titel in Farbendruck, entworfen von Caspar Scheuren. Nach den Original-Cartons, zu den für die Königliche Villa „Oskarshall“, bei Christiania, ausgeführten Gemälden, lithographiert von Johann Baptist Sonderland. Mit deutschem Text von Wolfgang Müller und norwegischem Text von Andreas Munch. Buddeus'sche Buch- und Kunsthandlung, (Ed. Schulte), Düsseldorf 1851.





EIN MALERNEST IM TAUNUS, Artikel, gedr. 1873, komplett.


LINK  zum vollständigen Text als offene, "getippte" Online-Version.





ERINNERUNGEN AN NORBERT BURGMÜLLER.


  --TEXT IN FORTSETZUNGEN, in Zeitschrift -- ||| 1840


AUSZUG unmittelbar vom Anfang des Gesamttextes



"Erinnerungen an Norbert Burgmüller.", Artikelserie in mehreren (neun) Ausgaben von "Neue Zeitschrift für Musik" ab Januar 1840, geschrieben von W. M. v. K., aber nach außen hin verfasst als "Dr. M." Hier Beginn in Ausgabe No 1, 1. Januar 1840, da steht der Text-Beginn auf den SEITEN 1 (1/4 Teil), 2 und 3. Unser Auszug geht bis Seite 2 unten. [X]


SEITE 1 UNTEN, BEGINN DES ARTIKELS, WURDE PUBLIZIERT ÜBER NEUN ZEITSCHR.-AUSGABEN HINWEG:


Erinnerungen an Norbert Burgmüller.

Von Dr. M.

Zu den schönsten und liebsten Erinnerungen meines Lebens gehören die an Norbert Burgmüller, den früh verstorbenen Musiker. Es sind die Erinnerungen an einen Jüngling, dessen reicher Geist mit dem liebenswürdigsten Gemüthe wetteiferte; er war, was man selten findet, ein großer Künstler und ein wahrer Mensch. Ich beweine in ihm überdies einen warmen, treuen Freund, dessen zu frühes Hinwelken eine ewige Lücke in mein Leben gebracht hat. Ihm sind die nachfolgenden Blätter geweiht. Möchten sie für den Heimgegangenen ein würdiges Gedächtniß sein, ich erfüllte dann eine Pflicht, die ich der Kunst, dem Verstorbenen und mir selber schuldig bin. –
    Norbert Burgmüller war im Sommer des Jahres 1851, nachdem er seine musikalischen Studien in Kassel bei Spohr und Hauptmann beendigt hatte, nach Düsseldorf, seiner Vaterstadt und dem Wohnort seiner Mutter, zurückgekehrt. Der Ruf, der ihm vorausging, hatte ihn als das ausgezeichnetste productive Talent unter den Schülern jener Meister bezeichnet. An Erzählungen von seinen Compositionen und von der Art und Weise seiner Production fehlte es nicht. Er brachte mannigfache Compositionen mit, die er bei öffentlichen Gelegenheiten und in Privatzirkeln mittheilte. Ein Clavierconcert brachte ihm rauschenden Beifall, kleinere Clavierstücke gefielen außerordentlich in den Kreisen, wo er sie vortrug, und einige seiner Lieder hörte man bald allenthalben singen.

SEITE 2

So entsprach die That dem vorausgegangenen Rufe vollkommen, die neugierige Erwartung fand dauernde Befriedigung. Er galt bald in der Vaterstadt allgemein als bedeutendes Talent, obgleich er weder in öffentlichen, noch in Privat-Kreisen zum Centrum der musikalischen Bestrebungen wurde. Ich sah und kannte den jungen Componisten in der ersten Zeit nach seiner Rückkehr nur von Ferne. Und so ging es fast den meisten, obgleich manche und unter ihnen die ältern Schüler der Schadow'schen Schule seine Bekanntschaft suchten. Jugendfreunde hatten ihn fast ausschließlich in Beschlag genommen und ließen ihn nicht aus ihren Kreisen. Auf seine nähere Bekanntschaft durfte ich indeß noch keine Ansprüche machen, weil ich zu jung im Leben und zu unerfahren in jeder Kunst war. Ich wurde ihm zwar später vorgestellt und wirkte auch als Dilettant mit in einem Instrumentalvereine, dessen Director er war, ja ich hatte sogar Gelegenheit, mich auf kleinen Spaziergängen mit ihm zu unterhalten, aber wir blieben uns doch im Ganzen ziemlich fern und fremd.
    So liefen mehre [SIC! K. J.] Jahre hindurch unsere Wege neben einander, bis ein glückliches Ereigniß uns einander näher brachte. Dies wär Folgendes. Xavier und Wilhelm Steifensand, meine Gespielen aus einer glücklichen Kinderzeit auf dem Lande, kamen nach Düsseldorf. Der ältere Bruder hatte sich der Kupferstecherkunst gewidmet und wollte auf der dortigen Akademie, deren Ruf gerade in jener Zeit im schönsten Aufblühen begriffen war, tiefere Studien seiner Kunst machen und das, was er praktisch schon erlernt hatte, theoretisch auf der Schule begründen. Der jüngere, Wilhelm, den ein früher Drang zur Musik hingeleitet hatte, folgte dem Bruder aus dem stilleren Leben eines Landstädtchens in das erregendere der rheinischen Künstlerstadt, um dort den beschrittenen Weg in einer Umgebung, deren Mittel und Zwecke reichere und größere waren, fortzusetzen. Der Ruf des viel versprechenden Burgmüller, der bald in die nächsten Umgebungen der Heimath gedrungen war, hatte zu dieser Wahl beigetragen. Die jungen Leute suchten in meinem väterlichen Hause die alten Bekannten bald auf. Unsere Kinderfreundschaft wurde wieder angeknüpft, und wir verkehrten in kurzer Zeit wiederum auf das herzlichste bald bei uns, bald bei ihnen. Durch Xavier lernte ich bald eine Menge junger Maler kennen, unter denen sich mancher wie Alfred Rethel, Jakob Becker, Achenbach und Wilhelm Posu schon jetzt bedeutende Namen erworben haben; durch Wilhelm Steifensand dagegen wurde ich mit dem leider zu früh verstorbenen Freund zusammengebracht. Er hatte nämlich Burgmüller's Unterricht in der Compositionslehre angenommen.
    Es begann damals für mich die schöne Zeit, wo ich die ersten Blicke in Kunst und Leben that. Wer denkt nicht gern an diese Periode zurück? Alles liegt so duftig unangetastet vor uns. Uns war zu Muthe wie dem Wanderer, der auf einem hohen Berge den Anblick einer schönen Landschaft erwartet. Morgennebel bedeckt noch Alles, wir ahnen hier und da etwas bestimmteres, aber wir wissen doch nichts. Es ist die angenehmste Erwartung, weil wir auf Dinge hoffen, die uns nicht ausbleiben können. Die Contouren enthüllen sich allmählig und wir gewinnen mit jedem Augenblick mehr, bis wir, fast ohne es zu wissen, das ganze Bild, vor unsern Augen haben. Ich that diese ersten Blicke in der angenehmsten Umgebung. Ringsum in dem jugendlichen Kreise war Frische und Fülle, Leben und Streben, verbunden durch innige übereinstimmende Freundschaft. Der Eine begeisterte sich am Andern und ahnte und hoffte von ihm Tüchtiges und Großes. Wir lasen bald eine Dichtung, betrachteten bald ein Werk der bildenden Kunst, hörten bald eine Musik bewährter Meister und waren voll jugendlichen Staunens. Nebenbei aber erfreuten wir uns an dem, was wir selbst geschaffen hatten; denn jeder hob seine Flügel, so gut er konnte. Ich freue mich in der Erinnerung noch aus vollem Herzen dieser begeisterten Zeit.
    Burgmüller war über die Periode dieser überschwänglichen Jugendlichkeit hinaus. Er hatte sich schon eine feste Klarheit in seinem musikalischen Geschmack erworben, wie es übrigens bei langer Beschäftigung mit der Kunst und seinem anerkannten Talente nicht anders zu erwarten stand. Seine Ueberlegenheit machte ihn bald zum Leiter unserer musikalischen Bestrebungen und Genüsse und wir profitirten von seiner Sicherheit, ohne es zu wissen. Ich wenigstens erwarb mir in jener Zeit viel schneller eine klare Anschauung in die Kunstwerke der Musik, als in die der bildenden Kunst, was ich vorzüglich der trefflichen Leitung des Freundes zuschreibe. Die theoretischen Stunden, die er Steifensand ertheilte, gaben zuerst die Veranlassung, ihn in unsern Kreis zu bringen, und da er sich darin gefiel, so dehnte er das Zusammensein in der Folge immer länger hinaus, so daß er uns bald einen schönen Theil seiner Zeit widmete. Wir saßen manchen langen Winterabend zusammen auf Steifensand's Stube und das Clavier hörte bei diesen Gelegenheiten nur selten auf zu klingen und wenn es aufhörte, so füllte nach den Umständen ein heiteres oder ernsthaftes Gespräch die Pausen. Steifensand, dessen Hauptstudium später das praktische Clavierspiel wurde, gab uns Sachen zum Besten, die für das Clavier geschrieben waren, während Burgmüller uns mehr Partituren von Symphonieen [SIC! K. J.], Opern und Oratorien, überhaupt solche Sachen vorführte, worin es galt, ein Musikstück zu übersehen. So erhielten wir bald einen Blick in die Literatur der Musik. Während Beethoven's gewaltige Heldengesänge wie Flammen in unsere Seelen quollen und Mozart's leichte in sich zufriedene, süße, gra-

ENDE SEITE 2 von "Neue Zeitschrift für Musik", 1/1840, SAGT K.J. |||| SEITE 3 dann WEITER SO: ziöse Idyllen in unseren Herzen rauschten und wir diesen Meistern, den Kindern unserer Zeit vorzügliche Beachtung schenkten, blieben uns die Heroen vergangener Jahrhunderte nicht fremd. [...] usw.



HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X]


Diese Version hier wurde von K. J. gecheckt, sie folgt der Version der Zeitschrift "Neue Zeitschrift für Musik".




-- FESTGEDICHT zur Quellenweihe in Neuenahr 28.7.1858 (gedr. 1858)


Siehe dazu den Artikel 30.7.1858, der das Gedicht enthält:


LINK zum vollständigen Text als offene, "getippte" Online-Version.



FRÜHLINGS VORZEICHEN


Schon milder scheint die Sonne nieder
Und sanfte Lüfte ziehen hin,
Schon seh' mit fröhlichem Gefieder
Ich Schwalben um die Dächer ziehn,
Hör' hier und da der Vöglein Lieder
Und manche Blume seh' ich blühn.

   
    Zu all den Zeichen mildrer Tage,
Zu Blüthen, Sang und Sonnenschein,
Kommt eins noch, dem zu trau'n ich wage:
Die Liebe stellt sich wieder ein;
Denn daß mir nimmer jemand sage:
Ohn' Liebe könne Frühling sein.



SIC!!! Es sind zwei Worte: Frühlings Vorzeichen.


HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. gecheckt, sie folgt dem "Deutschen Musenalmanach 1836".
  


Abgedruckt 1836 in einer Anthologie, konkret: Deutscher Musenalmanach für das Jahr 1836. Herausgegeben von A. v. Chamisso und G. Schwab. Siebenter Jahrgang. Mit Anastias Grün's Bildniß. Leipzig, Weidmannsche Buchhandlung. Seite 257. Es könnte das allererste gedruckte W. M. v. K.-Gedicht sein. (denn es steht vor dem zweiten in diesem Buch gedruckten "Frühlingstraum" von Müller, der 1836 noch als C. W. Müller publiziert, noch nicht als "Wolfgang Müller" und schon ja nicht als "Wolfgang Müller von Königswinter". [X] ||| A. v. Chamisso = Adalbert von Chamisso, G. Schwab = Gustav Schwab. ||| Siehe auch Liste Bücher Publikationen Veröffentlichungen zu Wolfgang Müller von Königswinter.

Siehe weiter unten bei dem Auszug "Von der rheinsichen Poesie", da berichtet Müller, wie er in koblenz das Buch entdeckt, im Schaufenster der Buchhandlung Bädeker, in dem seine ertsne beiden gedruckten Texte enthalten sind.



FÜR JACOBI'S GARTEN


Der Drachenfels beschaut sich dort im Rhein,
Ich sitz' im Rebengang voll Sonnenschein.
Da kommt die Zeitung mit der neusten Kunde —
Was bringet sie? — Nun, das begreift sich kaum! —
Ich sinn' und sinne! — Fort führt mich der Traum,
Denn Zauber webt die Mittags-Geisterstunde.

Rings um mich ragen Ulmen hoch und stolz,
Um breite Rasen zieht sich niedres Holz,
Es murmelt leis der Bach in grünen Hallen,
Er ruht im Teich. Rings blühet voll und weich
Der Blumenflor. Die Düfte ziehen weich,
Und in den Büschen schlagen Nachtigallen.

Welch schöner Park! Und drüben streckt das Haus
Die Giebel aus den Wipfeln hell heraus,
Die Frühlingswelt umwogt es mit Standarten,
Erinn'rung dämmert. Ja, ich kenn' den Ort:
Das ist die Düssel, das ist Pempelfort,
Das ist Jacobi's lieber, schöner Garten!

Und Stimmen gehn. Welch seltsamliche Schar
Zieht dort heran? Das ist schon achtzig Jahr,
Daß man die alten Trachten hat getragen.
Hier noch Perrücke, dort ein wenig Zopf,
Auf Rock und Beinkleid raget groß der Knopf
si'tzn
(???) Strümpf und Schuh' und Kragen.

Wer sind sie denn? — Aus längst vergangner Zeit
Weht es euch an? Es weckt die Mittagszeit
Hier Zauberei. — Der dort vor Allen schreitet,
Der Alte mit dem milden Angesicht,
Dem schönen Mund, dem guten Augenlicht
Ist Fritz Jacobi, der die Freunde leitet.

Wer wandelt rechts? Er gleichet einem Aar,
Großdunkel mächtig strahlt sein Augenpaar,
Hoch ragt sein Wuchs, und stolz sind seine Schritte.
Es ist, als schauten sie nach ihm nur all,
Als lauschten sie nur seiner Stimme Schall —
Ja, Göthe ist's — der Lichtpunct in der Mitte.

Georg Jacobi, der einst Lieder sang
So mild empfunden und so süß im Klang.
Er folgt — sieht er nicht aus wie Lenz und Lieben?
Der kleine Schalk voll Lust und Uebermuth
Ist Wilhelm Heinse, der in heißer Gluth
Den üpp'gen Ardinghello hat geschrieben.

Die Stolbergs schreiten schön und frisch gesund,
Göttingen sendet sie aus seinem Bund,
Sie ziehn mit Klopstock, dem vor allen Meistern
Sie Ehrfurcht weihn. Wer hat wie er gewußt,
Für Heimat, Christenthum und Freiheitslust
Die deutschen Herzen herrlich zu begeistern?

Der ernste Herder schließt sich sinnend an,
Der unsrer Dichtung jene weite Bahn
Zu alt und neuen Völkern aufgeschlossen.
Des Nordens Magus, Hamann, naht versenkt
Den Geist, den er in Lebenstiefen lenkt —
Schweigsam folgt er dem Kreise der Genossen.

Das ist die feine Fürstin Gallitzin,
Man sieht sie her mit den Westfalen ziehn,
Doch Georg Forster schließt in schlichter Weise.
Und dennoch scheint er wie ein edler Held,
Ja, dieser Mann umsegelte die Welt,
Zu forschen durch der Schöpfung Wunderkreise.

Noch Andre gehen mit. — Das ist die Schar,
Die einst in diesem Raum versammelt war.
Als sich der deutsche Geist nach langem Kranken
Zu neuer Kraft erhob und Blüthen schoß,
Als reich und groß die neue Kunst entsproß
Und neue Bahnen stürmte, in Gedanken!

O, hier ist heilger Grund! — O hell Gesicht,
Daß ich sie sehe, welche Glanz und Licht
Dem deutschen Vaterland zurückgegeben!
Heil euch, ihr Männer edel, groß und stark!
Seit ihr geschaffen, wuchs in Saft und Mark
Der Heimatgeist ein neues, reiches Leben. —

Doch was ist das? — Rings quillt ein jäher Duft,
Das schöne Bild zerrinnt in öde Luft.
Was gab dem Zaubre
(???) denn ein plötzlich Ende? —
Dort naht ein Mensch, ein Mensch der Wirklichkeit,
Er trägt des neunzehnten Jahrhunderts Kleid,
Und eine Rolle tragen seine Hände.

Er schlägt sie an das Thor. — Was steht darauf?
O weh! — Dies Heiligthum steht zum Verkauf.
Pfui! zum Verkauf steht es in kleinen Stücken.
Zerstückt, zersetzt, zerisssen wird es gar —
Kein Wunder, daß entflohn die edle Schar! —
Weh unsrer Zeit, sie wenden ihr den Rücken!

Es soll, wo sie gewandelt durch die Flur,
Zergehen ihres Angedenkens Spur?
Sonst pflegt man Heiligthümer hoch zu halten. —
Was ist's? Zerfetzet Noth und Armuth hier? —
Es wäre Barbarei, in schnöder Gier
Den altehrwürd'gen Geisterplatz zu spalten! —

Der Traum zergeht. — Dort spiegelt sich im Rhein
Der Drachenfels im Sommer-Sonnenschein. —
Mein Lied, daß sie den Garten nicht verzetteln,
O, klinge klagend zu des Volkes Ohr!
Die Fürsten mahn', klopf' an der Reichen Thor!
Mein Lied, geh hin in alle Welt — zu betteln!

Haus Drachenstein, 16. Juli 1857.    
(eventuell auch 15., Leseproblem, K.J.)

Wolfgang Müller von Königswinter.



SIEHE WEITER UNTEN bei "NACHSCHRIFT" den TEXT, welcher dem Gedicht nachging! [Haus Drachenstein liegt in Bonn-Mehlem, war im Besitz der Familie Schnitzler. W. M. v. K. hatte in diese Bankiers-Familie eingeheiratet.]


HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. erfasst und gecheckt, sie folgt dem W. M. v. K.-Gedicht und dem direkt daran angehängten Kurz-Artikel ("Nachbemerkung") in der "Kölnischen Zeitung" (Ausgabe 17.7.1857). [X]


 



Jubelnd sitzen wir und trinken (= GEDICHT "I.")


Jubelnd sitzen wir und trinken
In den duft’gen Rebenlauben,
Voller Ahnung reifend blinken
Ueber uns die goldnen Trauben.

Und die warme Sommersonne
Strahlt vom blauen Himmelsdome,
Strahlet ob der Laube Wonne,
Ob den Landen, ob dem Strome.

Und die Berge heben prächtig
Ihre rebengrünen Kronen,
Graue Felsen starren mächtig,
Drauf die alten Burgen thronen.

Wie im Selbstbewußtsein spiegeln
Sich die Lande in dem Rheine,
Mit den Thälern, mit den Hügeln
Wogt er fort in blauem Scheine.

Aber Berg und Burg und Laube
Und des Rheines tiefe Fluthen
Spiegelt nur der Sohn der Traube
In des Römers goldnen Gluten.

Klare, lichte Bilder blühen
In dem Spiegel dieser Becher,
Aber doppelt fröhlich glühen
Drin die jugendmuth’gen Zecher.



ANMERKUNG: Der Titel wurde von K. J. wie der Anfang des Gedichtes gewählt. So macht es auch das Inhaltsverzeichnis des Müller-Buches "Junge Lieder", in dem sich der Text findet. Geht man aber dann zum kompletten Gedicht-Text selbst, stehen dort römische Zahlen als minimalste Form einer "Überschrift".


HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. gecheckt, sie folgt dem W. M. v. K.-Buch "Junge Lieder" (Erstausgabe 1841). 
   


Abgedruckt z. B. bereits in Müllers 1. monographischen Buch. Junge Lieder. TEXTQUELLE DER VERSION HIER: "Junge Lieder.Von Wolfgang Müller. – Düsseldorf, Verlag von J. H. C. Schreiner. – 1841." Seite arabisch 1.


ACHTUNG: Es gibt vorher noch Seiten mit römischen Seitenzahlen. [X] "Jubelnd sitzen wir und trinken" ist das erste Gedicht / der erste Liedtext des Buches "Junge Lieder".

wolfgang mueller von koenigswinter junge lieder KUUUK


Siehe die komplette Liste der 70 Gedichte bzw. Lieder (Gedichte als potentielle Liedtexte, sehr viele dann auch wirklich vertont! Siehe Liste Komponisten/Komponistinnen zu Gedichten aus "Junge Lieder" von W. M. v. K.) aus "Junge Lieder" (1841) bei der Neuausgabe 2022/2023: JUNGE LIEDER (Buch erschien im Dezember 2022, zusätzlich als E-Book im Januar 2023.)






MARIE



Das ist nun manches lange Jahr,
Daß wir dich zu Grab getragen,
Doch denk' ich deiner noch immerdar
An den lichtesten Maientagen.
Da steigt mir auf das liebe Bild
Mit den goldig blonden Locken,
Den Augen so blau, den Worten so mild
Wie fromme Sonntagsglocken.

Dich hat zuerst, du süßes Kind,
Das Haus als Zier erlesen,
Es war wie Veilchenhauch so lind,
Wie Lerchenlied dein Wesen.
Die Liebe war, was du gethan,
Und was du sprachst, die Güte:
Du hauchtest mit frommer Huld uns an,
Du sonnenlichtes Gemüthe.

Und fliegt der Geist mir weit zurück
Durch die trauten Heimathräume,
So webt er dich wie ein schönes Glück
In die ernsten Männerträume.
Du stehst in verschollener Kinderzeit,
Die Freude, die Unschuld, die Reine,
Die Sühne im Streit, der Trost im Leid
Wie ein Engel im Heil'genscheine.

Als dich beschlich der harte Tod,
Dein dachtest du nicht in den Schmerzen,
Du dachtest an uns in unsrer Noth,
Du sprachest Trost den Herzen.
Du lächeltest, zum Sterben krank,
Wer sah dich klagen hinieden?
Da das Wort dir starb, dein Blick war Dank,
Als du von uns geschieden.

Wir danken dir mehr doch tausendmal
Für das, was dir entsprossen.
Aus deiner Seele ist ein Stral
Der holdesten Liebe geflossen,
Du Bild der Treu, die du hingestellt,
Die wir von dir empfangen,
Du flüchtiger Gruß aus lichtester Welt,
In die du hinübergegangen!

Das ist schon manches lange Jahr,
Daß wir dich bargen im Grunde,
Aus blond ward braun, jetzt bleicht mein Haar,
Doch denk' ich dein manche Stunde.
Marie, mein liebes Schwesterlein,
Heut kann ich dies Lied dir schenken,
Es weckte dein Geist im Maienschein
Das späte Angedenken.



(Sic! Stral ohne h, K. J.)

Als so getippte Version hier (vermutlich erstmals im Internet) erfasst von K. J. am 5.7.2023. Dieses Gedicht kann nur dasjenige sein, welches an die jung in Bergheim bei Köln verstorbene Schwester erinnert und welches offenbar, folgt man dem Gedichttext, im Monat Mai verfasst wurde: Maria alias Marie. Geburt der Müller-Schwester Maria Gertrudis Müller im Jahr 1819 in Königswinter. Sie war nach Wilhelm Müller (alias W. M. v. K.) und Wally/Walburga Müller das dritte Kind von Johann Georg Müller und Johanna Catharina/Katharina Müller geb. Fuchs. + Tod der Maria Gertrudis Müller am 15.6.1826 in Bergheim. Im Alter von sieben Jahren. K. J. Siehe TABELLARISCHE BIOGRAFIE Zeitleiste von/zu Wolfgang Müller von Königswinter (W. M. v. K.)] [X]

MARIE, das Gedicht, geschrieben von W. M. v. K., steht gedruckt in: "Düsseldorfer Künstler-Album. Herausgegeben von Dr. Wolfgang Müller von Königswinter. Zwölfter Jahrgang. 1862. Düsseldorf. Druck und Verlag des lithographischen Instituts von Levy Elkan, Bäumer & Comp. (vormals Arnz & Comp.)". HIER: Seite 48. [Müller agiert 1862 als Herausgeber und erscheint zudem mit etlichen eigenen Gedichten auch noch, neben all den anderen Künstlern und Autoren des Albums.] [X]

HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. erfasst und gecheckt, sie folgt dem "Düsseldorfer Künstler-Album. Herausgegeben von Dr. Wolfgang Müller von Königswinter. Zwölfter Jahrgang. 1862. Düsseldorf. Druck und Verlag des lithographischen Instituts von Levy Elkan, Bäumer & Comp. (vormals Arnz & Comp.)". HIER: Seite 48






NACHSCHRIFT zum Gedicht "Für Jacobi's Garten."


Nachschrift. Ist es denn in unseren Zeiten wirklich möglich, eine altberühmte Bildungstätte, wie den Jacobi'schen Garten, zu Grunde gehen zu lassen? Man erneuert die Wartburg und die Ebernburg, man behütet die Künstlerwohnung in Nürnberg, man pflegt die Dichterhäuser Göthe's, Schiller's, Wieland's, Herder's, Jean Paul's, Platen's. In Pempelfort aber war vor Weimar der größte und bedeutendste Sammelplatz der Heroen des erwachenden deutschen Geistes. Und wie schön und herrlich ist dieser Garten! Man sorgt ja für die Erhaltung alter Architekturen und Bilder — warum nicht für ein Heiligthum der deutschen Literatur? Zudem liegt dieses Heiligthum in Preußen, wo ein geistvoller König so viel für Kunst und Wissenschaft thut. Man sollte doch diese Angelegenheit Sr. Majestät dem Könige Friedrich Wilhelm IV., dem Pfleger und Erhalter aller altehrwürdigen Plätze seines Reiches, vorstellen. Das Gut gränzt ja überdies fast unmittelbar an den Jägerhof und dessen Gärten, die zu den Gütern der Krone gehören. Oder wie steht es mit Düsseldorf? Sollte die Stadt, die doch täglich wächst an Blüthe und Volkszahl nich einmal die Mittel aufbringen, um sich ein solches Denkmal zu erhalten? Sie dürfte in der That einen Anspruch auf eine echte Pflegerin der Künste machen. Und warum greift Ihr nicht ein, Ihr Künstler und Maler? Fertigt doch Bilder an, welche die Kaufsumme aufwiegen, und dann spielt sie aus! Ganz Deutschland wird Theil nehmen, und man wird es rühmen, daß die bildende Kunst ein altes Asyl der deutschen Schriftsteller gerettet hat. Auch die rheinische Ritterschaft möge sich die Sache bedenken. Sie hat bei dem Ankaufe der Ramboux'schen Aquarelle den echten Adel an den Tag gelegt. Hier ist eine neue Gelegenheit gegeben. Und geht das auch nicht, nun, so rufen wir die Gesellschaften an, die in den Nachbarstädten sind und welchen die Industrie von Rheinland und Westfalen reiche Mittel in die Hand gibt. Wollt Ihr nicht Eure Bureaux in dieses Gartenhaus verlegen? Vielleicht kann die Struve'sche Trinkanstalt in Köln das Local zu einer Filiale, wozu es sich herrlich paßte, benutzen! Oder weiß Jemand einen anderen, besseren Vorschlag? Er möge die Stimme in diesen Blättern erheben! Wenn Düsseldorf nicht für sich selbst sorgt, wenn es nicht eifersüchtig genug ist, um sich von den Nachbarn beispringen zu lassen, so muß dieser Aufruf gerechtfertigt sein. Nur voran! Es ist Gefahr im Verzuge. Wir achten und ehren Handel und Gewerbe, wo es am Orte ist; aber sie dürfen diese Bäume nicht fällen, diese Rasen und Grotten nicht zerstören, diesen Fluß nicht mit Rädern, Färbereien und Wäschereien trüben. Rettet, rettet den Jacobi'schen Garten!



SIEHE WEITER OBEN bei "FÜR JACOBI'S GARTEN" das GEDICHT; welches dem/diesem "Nachwort" im Zeitungsabdruck voranging!


HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. erfasst und gecheckt, sie folgt dem W. M. v. K.-Gedicht und dem direkt daran angehängten Kurz-Artikel ("Nachbemerkung") in der "Kölnischen Zeitung" (Ausgabe 17.7.1857). [X] 





NACHWORT 1861


(in "Erzählungen eines Rheinischen Chronisten", Band 2)



Nachwort.


Indem ich den vorliegenden zweiten Band meiner „Erzählungen eines Rheinischen Chronisten“ zum Abschluß bringe, glaube ich den Freunden und Forschern der Literaturgeschichte noch einige Aufklärungen über die Quellen, aus denen ich geschöpft habe, schuldig zu sein. Ich bin nämlich nicht allein schriftlichen Urkunden aus den Kreisen, welche ich zu schildern versuchte, sondern auch mündlichen Traditionen und eigenen Anschauungen und Erlebnissen gefolgt. In Beziehung auf die erstern brauche ich kein Wort mehr zu verlieren, denn ich habe sie jedesmal gewissenhaft angegeben. Was die letztern betrifft, so werden einige kurze Mittheilungen nicht unwillkommen sein.
    Den Mittelpunkt der Novelle „Aus Jacobi's Garten“ bildet die Liebesgeschichte H. Schenk's, die bisjetzt, soviel ich weiß, ganz unbekannt geblieben ist. Ich habe diese Episode nun von dem verstorbenen Geheimen Regierungsrath Fasbender in Düsseldorf gehört, der ein großer Freund der Literatur, Besitzer einer umfangreichen trefflichen Bibliothek, so wie ein höchst liebenswürdiger humaner alter Junggeselle war und vieles aus der alten Zeit Düsseldorfs zu erzählen wußte. Er selbst, ein Studiengenosse und naher Freund meines Vaters, hatte freilich nicht mehr in dem Jacobi'schen Kreise verkehrt, aber er wußte mancherlei Thatsachen aus dem Munde des alten Kupferstechers und Professors Thelott, der viel in Pempelfort gewesen war und diese Anekdote miterlebte. Thelott soll seiner Mittheilung oft ein anderes Erlebniß hinzugefügt haben. Er befand sich nämlich eines Abends in Pempelfort; da es sehr kalt wurde, lieh Fritz Jacobi ihm seinen Ueberrock. Auf der Heimkehr kaufte der Kupferstecher sich am Flingerthor in einer dort stehenden Bude ein Stück kalte Küche, das in einem gebratenen Hahn bestand. Plötzlich bildete sich an dieser Stelle ein Soldatenauflauf, der in eine heftige Prügelei ausartete. Der Künstler steckte den Mundvorrath entsetzt in die Tasche und begab sich nach Hause, ohne weiter an seinen Einkauf zu denken. Am andern Morgen schickte er das geliehene Kleidungsstück zurück, das der Besitzer sofort anzog, um sich an den Hof zu begeben. Mitten in der Unterredung mit einem Minister fühlte er plötzlich den fremden Körper in der Tasche und entwickelte voll Schrecken den gebratenen Hahn, wodurch nun eine komische Scene entstand.
    Außerdem darf ich wol behaupten, daß ich meine Erzählung auf lokale Anschauungen begründet habe, denn ich kam schon als Knabe in das Pempelfort'sche Haus und war mit den zwei jüngsten Enkeln Fritz Jacobi's bekannt. Rudolf Jacobi ist jetzt Arzt in Elberfeld, Romuald studirte Jura und ging später nach Amerika, wo er gestorben ist. Der letztere war ein äußerst humoristischer Mensch. Wir besuchten zusammen das Gymnasium und die Universität. Um das Jahr 1830 fanden mitunter musikalische Aufführungen der Knaben in dem Raume statt, in welchem verschiedene Scenen meiner Geschichte spielen. Auch später habe ich Haus und Garten noch oft besucht. Bekanntlich ist das Gut gegenwärtig Besitz der Künstlergesellschaft Malkasten.
    Für den „Furioso“ boten sich in Bonn hinreichende lokale Studien, denn ich habe auf der rheinischen Hochschule studirt und bin auch später sehr häufig dahin zurückgekehrt. Außerdem ergab sich mannichfache Gelegenheit, von alteingesessenen Einwohnern die Traditionen der Vergangenheit zu er lauschen. Aber noch mehr, ich habe auch die Jugendfreunde Beethoven's gekannt. Als ich im Herbst 1835 nach Bonn kam, traf ich den Kapellmeister Ries in verschiedenen befreundeten Häusern, wo er als hochbejahrter Greis noch Stunden ertheilte und wegen der Klarheit seines Wesens sowie wegen der Lauterkeit seines Charakters hoch geschätzt war. Geboren am 10. Nov. 1755, überlebte er das Beethovenfest noch um mehr als ein Jahr. Er starb am 1. Nov. 1846 allgemein geschätzt und betrauert, fast einundneunzig Jahre alt. Seinen Sohn Ferdinand, den Schüler Beethoven's, sah ich gleichfalls einmal in einer Gesellschaft, wo er uns durch sein treffliches Spiel erfreute. In gleicher Weise lernte ich bei Gelegenheit eines Besuchs in Koblenz den Geheimen Medicinalrath Wegeler kennen, der noch der Lehrer meines Vaters auf der Hochschule zu Bonn gewesen war und mich auf dessen Empfehlung hin freundlichst empfing. Der alte Herr stand als Beamter in trefflichem Rufe und ward auch als geistvoller, munterer, geselliger Mann geschätzt und geliebt. Sein Haus hielt er bis in das höchste Alter hinein allen Künstlern und Gelehrten geöffnet, welche die Stadt besuchten. Manche Gedichte, die noch in seiner Familie bewahrt werden und mir theilweise von seinem Sohne, dem Medicinalrath Dr. Julius Wegeler in Koblenz, mitgetheilt worden, zeigen eine gesunde humoristische Anlage. Im Gespräch war er reich an glücklichen Einfällen und drastischen Anekdoten. In dieser Weise kommt er auch im Goethe-Zelter'schen Briefwechsel vor, denn Zelter machte einmal eine längere Postwagenfahrt mit ihm. Das Breuning'sche Haus und seine Besucher, namentlich Barbara Koch, habe ich vorzugsweise nach den Mittheilungen des Dr. Julius Wegeler geschildert.
    Während ich mich bei den genannten Erzählungen hauptsächlich neben den schriftlichen Mittheilungen auf die Traditionen berufen muß, habe ich eine Menge von Thatsachen aus „Karl Immermann und sein Kreis“ aus eigener Anschauung. Ich darf wol behaupten, daß ich in den meisten Dingen Augenzeuge der dargestellten Katastrophen war. Immermann, Grabbe, Mendelssohn, Reinick, Hasenclever, haben mir vor Augen gestanden, wie ich sie zu zeichnen versuchte. Norbert Burgmüller war mein erster Freund. Ich habe auf Robert Schumann's Bitte schon im Jahre 1840 seine Biographie für eine musikalische Zeitschrift verfaßt. An diese lehnen sich meine Mittheilungen. Nur bei seiner Begräbnißseene hat die Phantasie die Ereignisse gesteigert. Fräulein Roland war schon früher in Aachen gestorben, aber es ist buchstäblich wahr, daß Norbert und sie in nachbarlichen Gräbern ruhen sollten. Auch Stange und Lübke wurden nach dem Leben gemalt, während Will, Hirtzfeld und Winkler fingirte Figuren sind, in denen man indeß Anklänge an frühere Düsseldorfer finden mag. Ich habe eben gesucht, nur solche Personen in die Erzählung aufzunehmen, die bereits hinübergegangen sind. Mit der Gattin Immermann's mußte ich freilich eine Ausnahme machen. Ich sehe die Verwegenheit dieses Schrittes vollkommen ein, hoffe aber auf Entschuldigung bei denen, welche wissen oder erfahren, daß bereits früher eine Novelle erschienen war, in welcher die vortreffliche Frau eine Rolle spielt. Sie ist indeß in derselben ganz und gar verzeichnet und auch die Verhältnisse sind durchaus falsch hingestellt. Ohne diesen Vorgang, der freilich pseudonym erschien, aber so gehalten war, daß man mit Fingern auf  die betreffenden Personen gewiesen wurde, hätte ich wol kaum die Kühnheit gehabt, meine Erzählung zu beginnen, die ich einestheils eine Berichtigung nennen darf und die anderntheils das Andenken an einen herrlichen Dichter und seine Umgebung neu aufgefrischt hat. So viel steht wenigstens fest, daß nach dem ersten Erscheinen meiner Arbeit in der „Kölnischen Zeitung“ meine rheinischen Landsleute wieder lebhaft nach den Werken Immermann's und Grabbe's griffen. Wie oft wurde ich selbst um die betreffenden Bücher angesprochen! Wie oft hörte ich das Bedauern aussprechen, daß die gesammelten Werke dieser Dichter noch immer nicht in einer Volksausgabe vorlägen!
    „Ich hab's gewagt!“ Mag man hin und wieder das Wagniß tadeln, so entschädigt mich dafür der Beifall des Publikums und der Kritik, den die Erzählungen „Aus Jacobi's Garten“ und „Furioso“ bei ihrer Veröffentlichung in „Westermann's Deutschen Illustrirten Monatsheften“ und „Karl Immermann und sein Kreis“ bei seiner zweifachen Publication erhalten haben. Auch wo man diese Art der Erzählung wegen des allzu nahe liegenden Stoffes bedenklich gefunden hat, ist mir das Lob gewissenhafter Darstellung nach guten Quellen gespendet worden. Allerdings war es nicht darauf abgesehen, historische Romanfabrikarbeit nach neuestem Schnitt zu liefern, wie sie der Welt jetzt als Lesefutter geboten wird. Ich bin bestrebt gewesen, getreue Culturbilder zu malen, in denen sich Ganzes und Einzelnes aus wahrhaftigen Ueberlieferungen entwickelt. In diesem Sinne habe ich erfunden, was zur Herstellung des Zusammenhanges erfunden werden mußte. Selbst in der Chronologie wird man mir nicht leicht einen Fehler nachweisen. Allerdings hätte sich in den Besprechungen eine tiefere Beachtung des sittlichen Inhalts meiner Erzählungen gewünscht. Auf die Frage, warum ich nicht lieber, namentlich in Bezug auf Immermann, eine biographische Arbeit geschrieben habe, antworte ich, daß mir das vollständige Material nicht zu Händen war, und man in Deutschland nicht gern Biographien liest, wenn sie nicht etwa die allergrößten Männer der Menschheit behandeln. Aus diesem Grunde habe ich denn auch die Form gewählt, die heutzutage populär ist.


W. M.



(Sic! bisjetzt ALS EIN WORT, Erlebniß mit ß, studirte ohne ie, fingirte ohne ie, indeß mit ß, wol ohne h, Wagniß mit ß und andere Schreibweisen, die uns vielleicht heute ungewohnt sind, K. J.)


Als so getippte Version hier (vermutlich erstmals im Internet) erfasst von K. J. am 5.7.2023.

Der 2. Band von "Erzählungen eines Rheinischen Chronisten" enthielt a) Aus Jacobi's Garten. b) Furioso. Aus Beethoven’s Jugend.
Es gibt acht Seiten Nachwort von Müller selbst in genau diesem 2. Band. Auf den Seiten 329 bis 336. [X]

Der 1. Band von "Erzählungen eines Rheinischen Chronisten", auch von 1861, enthielt ausschließlich "Karl Immermann und sein Kreis", hatte aber als Obertitel ebenso "Erzählungen eines Rheinischen Chronisten".

HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. Diese Version wurde von K. J. erfasst und gecheckt, sie folgt "Erzählungen eines Rheinischen Chronisten. Von Wolfgang Müller von Königswinter. Zweiter Band. Leipzig: F. A. Brockhaus. 1861." HIER: Seite 329 bis Seite 336. [X]

Siehe zu Müllers Vater Johann Georg Müller und auch zu W. M. v. K.s Mitabiturienten in Düsseldorf und zum Studium Müllers in Bonn auch die TABELLARISCHE BIOGRAFIE Zeitleiste von/zu Wolfgang Müller von Königswinter (W. M. v. K.).






RHEINBUCH


(= DAS RHEINBUCH) 1855


3 SEITEN BUCH-AUSZUG:

AUSZUG INHALTSVERZEICHNIS: Der Leiberg, der Himmerich. Die Löwenburg S. 239. Der Auelberg. Kloster Heisterbach. Die Wolkenburg. Der Drachenfels S. 240. Geschichtliches und Sagen S. 241. Königswinter. Godesberg S. 241.



SIEHE HIER (Link, extra Web-Page)


DAS KOMPLETTE Inhaltsverzeichnis zu DAS RHEINBUCH


von Wolfgang Müller von Königswinter (1855, 1. Auflage)


SEITE 239
 
[...] Und welche Ausflüge bieten sich, hier auf dem Fluß, durch die Ebene, in das Gebirge!    
    Die Reize der Bergfahrten zu beschreiben ist fast unmöglich. Wie anmuthig und lieblich sind die Wein- und Waldthäler, die auf die Höhen leiten! Ueber Unkel fällt ein Bach von Bruchausen her in's Thal, in dem trefflicher Wein wächst. Ebenso berühmt ist das Gewächs von Menzenberg, der manchen guten Jahrgang aufzuweisen hat. Ueberdies sitzt dort in den Herbsttagen ein trefflicher deutscher Poet, bei dem jeder Jahrgang köstlichen Wein des Geistes reift. Es ist Karl Simrock. Die andern Schluchten, die nach den Höhen führen, sind waldbewachsen und bieten dem schweifenden Jäger sichere Beute. Und wie weitet sich nach den einsamen verstohlenen Pfaden im Thal der Blick auf den Flächen der Vorberge, die mit niederm Gebüsch und Heide bedeckt sind! Es sind kostbare Bilder voll Milde und Weichheit und dabei gewöhnlich durch wunderschöne Beleuchtungen gefärbt. Wer fühlt sich nicht tausendfach belohnt, wenn er hier am blauduftigen Morgen, am hohen sonnenklaren Mittag und am rothglühenden Abend in seliger Verschollenheit die Stunden verdämmert, dem Schrei des wilden Vogels und den Glocken im Thale lauschet und sich lauter alte, schöne Lieder durch die Seele träumen läßt, denn die lyrischen Stimmungen dieser Gegend sind unendlich reich!
    Aber es gilt, noch höher hinaufzuklimmen nach den Kuppen, die sich über den Vorbergen erheben. Zunächst strecken noch einige Basaltkegel die Häupter empor, die gleichsam die Fortsetzungen jener Berge sind, die wir schon bei Linz kennen lernten. Zu ihnen gehört der Leiberg, dessen Gipfel aus losen Steinblöcken besteht und den man als Menschenwerk ansehend das Grab Attila’s nennt. Der Himmerich wird oft schon zum Siebengebirge gezählt. In dem letzteren aber schließt sich Kuppe an Kuppe, und weil wir es von der südlichen Seite betreten, so ersteigen wir zuerst die breite, mächtige Krone der Löwenburg, die dort, wo sie über die andern Höhen selbstständig emporragt, mit dem herrlichsten dichtesten Buchenforst bedeckt ist. Einen schönern Gang durch wilde, üppige Waldeinsamkeit kann man kaum machen, zumal wenn die Sonne ihre goldenen Strahlen funkelnd hineinwirft. Auf der Spitze finden gewöhnliche Mensdenkinder keine Aussicht. Nur der Kühne, der die Mauerreste besteigt, erfreut sich oben unendlicher Fernblicke. Wie oft haben wir als Musensöhne von Bonn auf den alten Steinen gesessen und über die mächtigen Gipfel der Bäume in alle Weiten nach allen Himmelsgegenden hinausgeblickt! Doch, das ist schon einige Zeit her. Der Stein ist stehen geblieben, das Laub gewachsen. Wer weiß, ob das Gezweig jetzt nicht höher ist als die Thurmüberbleibsel. Eine durchaus freie Aussicht genießt man von der steilen Spitze


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des Oel- oder Auelbergs, nadı dem der Gau vor Zeiten hieß und wo wahrscheinlich das Gericht gehalten wurde. Kein Hinderniß wehrt hier dem Auge über die Herrlichkeiten der reichen Rheinebenen und der Gebirge, die sich südlich, östlich und westlich erheben, zu streifen, unersättlich und unermüdet. Nur Schade, daß die Abhänge des steinigen Berges so öde und pflanzenlos sind. Wandert man von hier aus nordwestwärts, so stößt man im Thale zwischen schönen Buchenwäldern auf die Reste des frühern Klosters Heisterbach, dessen stehengebliebener Kirchenchor aus der romanischen Zeit uns die Zerstörung dieses alten berühmten geistlichen Zufluchtsortes unendlich bedauern läßt. Eine heimlichere, friedlichere Stätte, wie sie sich hier inmitten tiefer Wald- und Bergabgeschlossenheit giebt, möchte man weit und breit nicht so leicht wiederfinden. Als Bruder der Genossenschaft, die einst hier lebte und arbeitete, denn es waren Cisterzienser, ist auch der launige Erzähler Cäsarius von Heisterbach zu nennen, der noch heute unsern Poeten vielen Stoff liefert. Ursprünglich wohnten die Mönche auf dem anliegenden Peters- oder Stromberge, den noch eine Kapelle ziert. Hat man ihn besucht, so kann man zur Wolkenburg übergehen, von welcher die Sage berichtet, daß sie einst der höchste der sieben Gipfel war. In der That scheint es den mächtigen Steinbrüchen nach, daß hier ein gutes Stück des Trachits, der am Rhein vielfach zu Bauten vernutzt wird, abgetragen ist. An der Südseite des Berges holt man noch immer viele Steine. Die übrigen Kuppen braucht man nicht alle zu besuchen, aber der Drachenfels darf am wenigsten übergangen werden, denn er ist, wenn auch nicht der höchste, doch gewissermaßen der schönste und kräftigste Berg von allen. Trägt hierzu vorzugsweise seine Lage bei, da er mit schroffen und steilen Gliedern aus dem Rheine in die Höhe steigt, so zeichnet er sich nicht minder durch sein festes steinernes Felsenkleid aus, dessen schöne graue Färbung ein fast ehernes Ansehen hat. Es ist gleichsam, als stände hier ein guter Wächter am Strom, der ihn auf- und abwärts behütet. Mit der Aussicht oben auf der Spitze verhält es sich ähnlich. Die höhern Gipfel entfalten viel umfangreichere Bilder. Von Drachenfels hat man das ganze Rheinthal so nah und handgreiflich, daß man fast in die Schornsteine der unten liegenden Häuser und der vorüberfahrenden Dampfschiffe sehen kann, und dabei erblickt man auch wieder die gemüthlichen, stillen Thäler des Gebirges, die sich so lieblich in abgeschiedenem Frieden dehnen, daß man glaubt, der Hirsch und das Reh müßten aus den Büschen zur Weide treten. Welch ein Ort, um hier stundenlang in der lustigen Sommerzeit zu liegen und zu träumen, wenn das Auge bald in das berge- und thälerwogende Land, bald in die reiche Ebene, in der Bonn und Köln uns begrüßen, hinirrt!
    Geschichte und Sage kommen einem dabei auch in den Sinn. Von der erstern ist aus diesen Gegenden nicht viel zu berichten, als daß in Königswinter eine Königspfalz


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stand, von welcher der Ort auch wahrscheinlich den Namen hat, daß auf dem Drachen- fels ein kölnisches und auf der Löwenburg ein sainisches Schloß war, das später bergisches Amt wurde. Desto reicher ist die Landschaft an Sagen. Simrock versetzt in diese Gegend den in der Wilkinasage enthaltenen Kampf Eckens mit Dietrich von Bern. Auf dem Drachenfels soll die Gemahlin König Drusians gewohnt haben, deren neun Töchter den erstern gegen den Berner aufreizten, welcher ihn indeß bei Menzenberg erschlug und sein Haupt nach der Burg brachte. Eine weitere Verbreitung hat die Geschichte gefunden, daß ein Drache, dessen Höhle man am Südabhange des Felsens über den Weingärten zeigt, hier gehaust und die Vorüberziehenden angefallen und vernichtet habe. Auch in der Einsamkeit von Heisterbach ist die Legende zu Hause und zwar ganz dem contemplativen Charakter des Ortes angemessen. Man erzählt von einem Abte, der Nachts als Geist über die Gräber wandelt. Eine andere Geschichte läßt einen jungen Mönch über die Ewigkeit nachdenken, er verliert sich in den Wald und findet Abends bei seiner Heimkehr lauter andere Gesichter in der Kirche. Gott hat ihm die Ewigkeit bewiesen, denn es bekundet sich, daß er dreihundert Jahre fort war:

Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag. *)

Uebrigens fehlt es dem Gebirge auch nicht an lustigem Spuk. Elfen, Nixen und Gnomen treiben ihr Wesen durch Thal und Höhen. Das hat besonders jener bucklige Spielmann erfahren, der Nachts von der Kirchweih kommt und den Elfen aufspielen mußte, wofür sie ihm zum Dank den Höcker abnahmen. Dichterische Behandlungen der meisten dieser Sagen finden sich in meiner Lorelei. Endlich leben auch in diesen Gegenden sehr poetische Volksgebräuche fort, die ich in meine Maikönigin zu verflechten gesucht habe. Wir steigen hinab nach dem hübschen Königswinter, das wie die ganze Gegend voll von freundlichen Sommersitzen wohlhabender Stadtleute ist. Ich darf dabei nicht verschweigen, daß ich in diesem Städtchen das Licht der Welt erblickt habe. Vielleicht rührt daher meine allzugroße Vorliebe für das Siebengebirge. Aber trotzdem fordere ich unbesorgt das strengste Urtheil heraus. Beweise mir einer, daß meine Ansicht falsch ist! Gleichviel ob ich über Mehlem oder Dollendorf gehe, oder den Rhein hinab mit dem Kahne nach Plittersdorf und Godesberg fahre, so oft ich mich umwende kräftigt sich meine Meinung immer mehr und mehr. Sie verfolgt mich vor Godesbergs stattlichen und eleganten Landhäusern und guten Gasthöfen. Ich steige auf den Berg, der mit seinen Basalten weit in die Ebene vorspringend die alte Veste
                                                                                           

––
*) Wolfgang Müllers Lorelei.

ENDE von SEITE 241, SAGT K. J.



Die zwei Zeilen (oben) vom Gedicht-Zitat sind übrigens letztlich aus "Der Mönch von Heisterbach", das Gedicht findet man weiter oben hier auf dieser Web-Page. [X] Ja, es ist u. a. in Müller Buch „Lorelei“ (Köln 1851) zu finden, aber doch schon Jahre früher erstmals gedruckt worden. (Frage dabei immer: welche Textversion wo und wann?) [X]
Das andere eigene Buch „Die Maikönigin“ (Stuttgart 1852) wird von W. M. v. K. in dem Textauszug hier oben auch noch erwähnt. [X]


HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen
bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. gecheckt, sie folgt dem W. M. v. B.-Buch "Das Rheinbuch" (hier: Erstausgabe 1855).


"Das Rheinbuch. Landschaft, Geschichte, Sage, Volksleben. Von Wolfgang Müller von Königswinter. Illustrirt mit Holzschnitten und Aquarellen. Verlag von Carl Muquardt. Brüssel, Gent und Leipzig." (1855, Jahreszahl steht aber nicht gedruckt auf dem Hauptitel.) [X]
SIEHE HIER (Link, extra Web-Page) DAS KOMPLETTE Inhaltsverzeichnis zu DAS RHEINBUCH
von Wolfgang Müller von Königswinter (1855, 1. Auflage)





WIR SIND NICHT HOCH UND STOLZ UND REICH


Vielleicht auch bekannt als
BÜRGER IST JEDER SOHN
(aus der letzten Text-Zeile jeder Strophe)


Wir sind nicht hoch und stolz und reich,
Wie mancher andre Mann;
Im Sinne sind wir alle gleich,
Jedweder Unterthan.
Frei lieben wir das Vaterland
Frei lieben wir den Thron;
Dem Vaterland gilt nur ein Stand:
Bürger ist jeder Sohn.

Behaltet Wappen und Geschlecht,
Der Namen hohen Schall,
Doch fordert nicht ein größer Recht,
Als wie wir andern all;
Ihr thut nicht mehr mit Herz und Hand,
Wie wir für Reich und Kron;
Dem Vaterland gilt nur ein Stand:
Bürger ist jeder Sohn.

Ihr Bauern kommt, ihr steht uns an,
Ihr pfleget Brod und Wein;
Wer säen und wer ärndten kann,
Soll uns Genosse sein.
Ihr schafft wie wir in gleichem Band;
So theilt auch gleichen Lohn;
Dem Vaterland gilt nur ein Stand:
Bürger ist jeder Sohn.

Und alle Namen sind uns Schall,
Arm, niedrig, hoch und reich;
Wir nähren, lehren, wehren all,
So sind wir alle gleich,
So bilden wir das Vaterland,
So dienen wir dem Thron;
Dem Vaterland gilt nur ein Stand:
Bürger ist jeder Sohn.

 

HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. gecheckt, sie folgt dem Buch "Junge Lieder", Müllers erstem monographischen Buch, offiziell gedr. 1841, real gedruckt wohl bereits Dezember 1840, verlegt bei J. H. C. Schreiner in Düsseldorf. [X]


Direkt-Link zu "Junge Lieder", aber die Neuausgabe 2022/2023 in heutiger Schrift mit 60 Seiten aktuellem Nachwort durch den Herausgeber.


Das Gedicht/Lied wurde von Heinrich Marscher vertont: (Op. 117 Nr.1)


Man achte auf die höchst demokratisch-gleichheitliche Aussage des Textes!


:::


Übrigens auch abgedruckt z. B. recht aktuell noch in Uli Otto, Enttäuschte Hoffnungen, „'s ist wieder März geworden, vom Frühling keine Spur“, (ABER ANDERE TEXVERSION ALS HIER! ALLEIN SCHON DIE LANGEN ZEILEN! Und die Wörter wurden dem modernen Deutsch in der Schreibe angepasst. BEISPIEL: ärndten versus ernten. Et al.), 50 Lieder aus der Zeit der gescheiterten Revolution von 1848/49 mit einer historischen Einordnung und Übersicht von

Frank Riegler, Stellv. Vorsitzender bfg Bayern, Regensburg, 2021

BÜRGER IST JEDER SOHN


Wir sind nicht hoch und stolz und reich, wie mancher andre Mann;
Im Sinne sind wie alle gleich, jedweder Unterthan, jedweder Unterthan.
Frei lieben wir das Vaterland, frei lieben wir den Thron,
Dem Vaterland gilt nur ein Stand: Bürger ist jeder Sohn.
 
Behaltet Wappen und Geschlecht, der hohen Namen Schall,
Doch fordert nicht ein größer Recht als wie wir andern all.
Ihr thut nicht mehr mit Herz und Hand, wie wir für Reich und Kron;
Dem Vaterland gilt nur ein Stand: Bürger ist jeder Sohn.
 
Ihr Bauern kommt, ihr steht uns an, ihr pfleget Brot und Wein;
Wer säen und wer ernten kann, soll uns Genosse seyn.
Ihr schafft wie wir im gleichen Band, so theilt auch gleichen Lohn;
Dem Vaterland gilt nur ein Stand: Bürger ist jeder Sohn.
 
Und alle Namen sind uns Schall, arm, niedrig, hoch und reich;
Wir nähren, lehren, wehren all, so sind wir alle gleich;
So bilden wir das Vaterland, so dienen wir dem Thron;
Dem Vaterland gilt nur ein Stand: Bürger ist jeder Sohn.
 





VERBINDUNG DEUTSCHLANDS UND HOLLANDS


DURCH EINE EISENBAHN



(offenbar als "Festlied" 1856 geschrieben, zumindest


wurde es zur Strecken-Einweihung gesungen)



Gefügt ist nun das neue Band
Von Eisen fest und stark.
Es knüpfet dort das Niederland,
Hier Deutschland Mark an Mark.
Es rückt die Alpen an das Meer,
Den Süd eint es dem Nord:
Jetzt brausen hin, jetzt brausen her
Die Völkerzüge fort.

Und Länder einend eint's zugleich
Zwei Völker stammverwandt.
Uns. Männer aus dem deutschen Reich,
Euch, von dem Nordseestrand
Bei Euch, bei Uns germanisch Blut!
Eins Sprache, Geist, Gemüth!
So laßt Uns einen auch die Glut,
Die durch die Seelen sprüht!

Stolz baut Ihr Hafen. Stadt und Thurm
Das Meer umdämmt Ihr fest.
Ihr fliegt zu Schiff durch Weg' und Sturm
In Nord, Süd. Ost und West.
Was Indien zeuget heiß und reich,
Ihr holt die Schätze kühn!
Ihr thut's für Uns. Ihr thut's für Euch!
Reich lohnen sich die Mühn!

Es wächst das Korn in unsern Au'n.
An Hügeln reift der Wein,
Auf Höhn die Wälder stolz sich bau'n,
Der Berg hegt Erz und Stein;
Viel Werke fördert unsre Kraft!
Wir tauschen ein mit Fleiß
Was Ihr gewannt, was Wir geschafft –
Und Jedem ist's zum Preis.

Willkommen drum in Lieb' und Treu
Ihr, Hollands Männerschaar!
Im Wappen führet Ihr den Leu
Wir führen drin den Aar.
Hei. Aar und Leu, welch kühnes Mark!
Sie halten Jedem Stand!
Beim hohen Gott: Eintracht macht stark!
Nehmt unsre Bruderhand!

Die Bruderhand auf Ewigkeit
Für Kind und Kindeskind,
Da Söhne Wir durch Raum und Zeit
Derselben Mutter sind!
Wir ziehn in Lieb' und Freundschaft hin,
Verbunden das Panier!
Es glüht Ein Geist, Ein Herz, Ein Sinn.
Dort Holland, Deutschland hier!



(Sic! Thurm oder thun et al. mit h, K. J.)

Als so getippte Version hier (vermutlich erstmals im Internet) erfasst von K. J. am 30.7.2023.

KLEINE INFORMATION ZUR GESCHICHTE DER EISENBAHN-VERBINDUNG NIEDERLANDE-DEUTSCHLAND
>>In Preußen wurde die Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft mit Bau und Betrieb der Bahnstrecke beauftragt. Der Bahnhof in Oberhausen als Ausgangspunkt wurde gewählt, da es hier seit 1848 eine Zweigbahn nach Ruhrort zum Trajekt auf die linke Rheinseite mit dem Anschluss nach Aachen gab.
    Die Bauarbeiten begannen 1852. Neben Arbeitern vom Niederrhein und Westfalen waren auch solche aus Sachsen beteiligt. Von niederländischer Seite waren die Arbeiten im Februar 1856 bis Emmerich fertig gestellt worden, die auf deutscher Seite verzögerten sich. Zum Bau der Brücke über die Lippe am Eisenbahnfort der Weseler Festung wurden dann auch Strafgefangene eingesetzt.
Der Abschnitt von Zevenaar nach Emmerich eröffnete am 15. Februar 1856. Das Teilstück von Oberhausen nach Dinslaken wurde ab dem 1. Juli 1856 befahren. Die Eröffnung der Gesamtstrecke erfolgte am 18./20. Oktober 1856.<< ZITIERT AUS: "Eisenbahnstrecke von Oberhausen nach Arnhem". In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-311654 (Abgerufen: 30. Juli 2023) [X]

WIR LESEN IN DER "ALLGEMEINEN ZEITUNG" aus München vom 23.10.1856 folgenden Artikel, der die ersten zwei Strophen aus Müllers Gedicht zitiert [X]: "Köln, 19 Oct. Das einzige Glied welches in dem Eisenbahnsystem von Norddeutschland noch fehlte, die Bahn von Oberhausen über Wesel und Emmerich zum Anschluß an den rheinischen Schienenweg von Arnheim nach Amsterdam und Rotterdam, ist jezt eingefügt in die große Verbindungslinie von Westen nach Osten, welche in ihrer ganzen Vollendung eines der großartigsten Werke der neueren Zeit ist. Sie vereinigt die Völker Eines (sic! Groß, K. J.) Stammes von der Nordsee, wo der Niederländer dem Meer den Boden abgedrungen hat, bis zu den fernen Gestaden der Ostsee, wo die deutschen Ritter Christenthum und Fürstensitz grünteten, durch Ein (sic! Groß, K. J.) großes Band, an welchem das Eisen nicht das Bild einer drückenden Fessel, sondern die Ringe einer Kette darbietet welche die Menschen zugleich bindet und befreit. Denn wenn die getrennten und vereinzelten Volksstämme und selbst Nationen dadurch enger an einander geschlossen werden, so durchbricht der Geist die Schranken der Völkerscheiden, und Gedanken und Erfindungen werden mit nie geahnter Schnelligkeit der Verbreitung Gemeingut aller. Was ein Jahrhundert einmal erkannt und erfaßt hat, das verwirklicht es auch; die Geschichte ist nicht Stillstand, sondern Entwicklung, organische, unter der Leitung der Vorsehung fortschreitende Bewegung. Der Drang nach Vereinigung zu gemeinschaftlichem Wirken ist ein Zeichen der Zeit, und er hängt enge (sic! mit e, K. J.) mit dem Verlangen nach allseitigem Verkehr durch die besten Verbindungsmittel zusammen. Wer darin eine Gefahr erblicken wollte, wäre gewiß in einem großen Irrthum. Der Deutsche läßt sich seine höheren Güter, seine Geistes- und Gefühlsinteressen, so leicht nicht nehmen; die Grundbedingungen unsers nationalen Lebens liegen zu tief, als daß die Locomotiven den Boden derselben aufwühlen könnten. Der Weltverkehr aber, den die Eisenwege ins Leben rufen, fördert wahrlich nicht nur die materiellen Interessen. Wenn die Phantasie der Griechen dem Rosse Flügel gab (sic! kein Komma, K. J.) um ein Bild des geistigen Aufschwungs vor die Sinne zu stellen, so beflügelt jetzt die windschnelle Fortschaffung des Menschen selbst den Gedankenaustausch, und die stolze Abgeschlossenheit der Wissenschaft vom Leben, an der unser Jahrhundert schon mächtig gerättelt hat, erhält durch die Eisenbahnen den letzten Stoß. So begrüßen wir denn den neuen Schienenweg nicht bloß als eine Verwirklichung des so lange von beiden Seiten gehegten Wunsches der Verbindung von Köln mit Amsterdam, sondern auch als ein Band der Vereinigung der Deutschen und der Niederländer, und als die Vollendung einer Linie die eine neue Richtung des Weltverkehrs und aller segensreichen Folgen desselben begründet. Aus der Betrachtung der hohen Wichtigkeit dieses Ereignisses floß denn auch die erhebende Stimmung welche alle Theilnehmer an den Festlichkeiten der Eröffnung begeisterte. Wolfgang Müller sagt in seinem Festlied:
Gefügt ist nun das neue Band
Von Eisen fest und stark,
Es knüpfet dort das Niederland,
Hier Deutschland Mark an Mark;
Es rückt die Alpen an das Meer,
Den Süd eint es dem Nord:
Jetzt brausen hin, jetzt brausen her
Die Völkerzüge fort!
    Und Länder einend eint's zugleich
Zwei Völker stammverwandt,
Uns, Männer aus dem deutschen Reich,
Euch, von dem Nordseestrand!
Bei Euch, bei uns germanisch Blut!
Eins Sprache, Geist, Gemüth!
So laßt uns einen auch die Gluth
Die durch die Seelen sprüht! [X]

>>>SIEHE auch den AUSFÜRHLICHEN ARTIKEL in der KÖLNISCHEN ZEITUNG vom 20.10.1856, da steht der Müller-Text komplett abgedruckt. [X]

QUELLE FÜR DIE TEXTVERSION FÜR DAS GESAMTGEDICHT DIESER WEB-PAGE HIER: Vom deutschen Geiste. – Eine Kulturgeschichte in Liedern und Sagen deutscher Dichter. – Herausgegeben von Dr. Nicolaus Hocker. – Köln, 1858. Verlag von Wilhelm Greven. HIER: Seite 429 und Seite 430. [X]

HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. erfasst und gecheckt, sie folgt der hier etwas weiter oben angegebenen Quelle, dem Buch von Nicolaus Hocker.





VON DER RHEINISCHEN POESIE


(Aus den "Denkwürdigkeiten".)


(Artikelserie in "Über Land und Meer", Juli 1863)



(AUSZUG und zugleich der BEGINN)


Von Wolfgang Müller von Königswinter.



Indem ich es nunmehr unternehmen will, ein Bild von der Entwicklung der jüngern Poesie am Rheine zu geben, glaube ich nicht besser beginnen zu können, als durch die Schilderung der Art und Weise, wie ich selber in nähere Beziehungen zu derselben gekommen bin und thätigen Antheil daran genommen habe.


Natürlich ist hier nur von der Periode die Rede, die gegen das Ende der dreißiger Jahre beginnt und meinetwegen bis auf unsere Tage dauert. Bekanntlich hat das Jakobische Haus in Pempelfort im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts eine Rolle in der sogenannten klassischen Zeit unserer Literatur gespielt. Während der französischen Besitznahme des westlichen Deutschlands war aber der Rhein in jedem Zweige schriftstellerischer Unternehmungen gelähmt und verödet. Alle seine Söhne, welche sich auf diesem Gebiete versuchten, hatten sich nach den östlichen Regionen des Vaterlandes gezogen.


Und auch nachdem der korsische Ueberwinder gestürzt und die deutschen Grenzen wenigstens zum Theil hergestellt waren, entfaltete sich nicht sofort eine neue rheinische Literatur. Mögen die lokalen Poeten nicht gefehlt haben, so war doch nirgendwo das Streben sichtbar, eine landschaftliche Richtung hervorzurufen und anzubauen.


Freilich siedelten sich nach der preußischen Besitznahme, durch ihre Aemter dazu veranlaßt, sofort einige bedeutende Männer an den Ufern unsres Stromes an. Es waren August Wilhelm von Schlegel und Ernst Moritz Arndt, die Professoren der neuen Universität zu Bonn wurden, und Max von Schenkendorf, der eine Stelle als Regierungsrath in Koblenz erhielt. Man kann diese bedeutenden Meister aber gleichsam nur als Einwanderer betrachten. In demselben Sinne ist die Kolonie aufzufassen, welche, sich schon der modernsten Richtung anschließend, in einer noch jüngeren Zeit um Karl Immermann vereinigte.


Trotz aller Widerwärtigkeiten politischer und sozialer Art, die Jahrhunderte lang dauerten, hat sich indeß am Rhein echt deutsches Leben erhalten. Und diese Widerwärtigkeiten waren in der That groß genug. Fast keine deutsche Landschaft spaltete sich in vielfachere kleine Herrschaften. Diese besaßen überdieß seit dem dreißigjährigen Kriege selbstständige Herrscher. Wie konnte also in solchen Gebieten das Gefühl gemeinsamer Abstammung und gemeinsamen Volksthums kräftig gewahrt werden?


Dazu gesellten sich die Einflüsse, die sich aus dem benachbarten Fraukreich geltend machten. Man weiß, wie ganz Europa den Bourbonen nachäffte. In unserem Lande geschah dieß fast in erhöhtem Maße. Jeder Kurfürst und sonstige kleine Dynast baute sich sein Versailles, er umgab sich mit französischem Luxus, man folgte in seiner Umgebung den Sitten und Bräuchen der Nachbarn, man verleugnete sogar die Sprache.


Dennoch stellte der Rhein seine Männer, als zuerst in Literatur und Kunst wieder das unentfremdete Erbe des (???) deutschen Wesens zum Ausbruch kam. Der fränkische Stamm bewies, daß er seinen alten Geist nicht verloren hatte. Er lieferte den größten Dichter, den wir besitzen, er lieferte Goethe, neben dem noch die beiden Jakobi, Klinger und andere zu nennen sind.


Er erzeugte auch den größten Musiker der neuen Zeit, nämlich Beethoven. Er brachte endlich den größten bildenden Künstler zur Welt, den wir noch besitzen, nehmlich Cornelius, der gerade zur Zeit der napoleonischen Herrschaft im Gegensatz zu allen fremdländischen Einflüssen aus dem tiessten Wesen des deutschen Geistes schöpfte.


Auch zur romantischen Schule stellte der Rhein sein Kontingent, indem er ihrer Poesie Clemens Breutano und seine Schwester Bettina, und ihrer Kritik und Politik Joseph Görres zuwendete. Und in jenen Tagen wurde auch Heinrich Heine geboren, der zwar kein Germane sondern ein Jude war, in dessen Liedern aber die deutsche Romantik des mächtigen Stromes in wundervollen Bildern und Weisen wieder klang. Freilich kamen diese Talente nicht in ihrer Heimat zur Entfaltung, weil dieser Heimat in geistiger Beziehung der Zusammenhang mit dem großen Vaterlande verloren gegangen war, aber sie sind und bleiben doch Söhne der rheinischen Gauen.


Nach den großen Katastrophen von 1813 und 1815 gereichte es den rheinischen Ländern zum großen Glücke, daß sie unter der Herrschaft des größten deutschen Staates vereint wurden; denn so darf man Preußen gegenüber Oesterreich, das meistentheils aus andern Nationalitäten besteht, wohl nennen. Wären die alten Kurfürsten wieder auf ihre Throne gestiegen, und hätten die frühern Reichsunmittelbaren wieder die abgelegten Szepterchen erhalten, wer weiß, ob sich jemals ein gesundes und kräftiges Volksbewußtsein ausgebildet hätte.


So aber erhielten unsere Provinzen ein Beamtenthum, das in deutschem Sinne thätig war. Die Armee, die bei uns in die Garnisonen einzog, hatte ihren esprit du corps in demselben Sinne ausgebildet. Allerdings setzte es bei diesen Neuerungen nicht selten böses Blut, wie denn alte gemachte Verhältnisse und gewordene Charaktere den neu andringenden Ordnungen und Menschen nicht gerne und gutwillig zu weichen oder sich in dieselben zu schicken pflegen. Schließlich hat sich aber doch Alles geplant und geebnet.


Neben diesen über die Landschaft sich verbreitenden Elementen erschienen die neuen Lehranstalten von großer Bedeutung für Land und Leute. Im Jahre 1818 wurde die Universität zu Bonn gestiftet, und in dem Jahre 1824 die Akademie zu Düsseldorf erneuert. So waren denn auch Wissenschaft und Kunst in stattlichen und ansehnlichen Instituten wieder bei uns eingezogen. Wir hatten wieder einen Boden gewonnen, auf dem die rheinischen geistigen Bestrebungen Nahrung erhalten konnten. Und so entfaltete sich denn auf den Gebieten des Schaffens und Wissens wieder ein spezifisches rheinisches Leben.


Wenn man nun von einer jungen rheinischen Dichterschule gesprochen hat, so darf ich wohl behaupten, daß ich die Anfänge derselben von vorn herein mitgemacht habe. Ich kann meinen Eintritt in die deutsche Literatur als zusammenfallend mit meinem Besuche der Universität Bonn im Herbste 1835 bezeichnen. Als ich noch Gymnasiast war, hatte Robert Reinik einige meiner Lieder, an denen er Wohlgefallen fand, an Chamisso geschickt, um sie dem von diesem Dichter und Gustav Schwab herausgegebenen Musenalmanache einzuverleiben.


Nach vollendetem Abiturienten-Examen machte ich eine Reise nach Koblenz, um dort Verwandte zu besuchen. Als ich eines schönen Tages die Stadt durchwandelte und an dem Bädekerschen Buchladen stehen blieb, erblickte ich am Schaufenster die neueste Ernte der deutschen Lyrik, die möglicher Weise auch meine poetischen Erstlinge enthalten konnte, denn ich hatte von Reinik keine bestimmte Antwort in Betreff der Aufnahme er halten. Es waren seltsame Empfindungen, die über mich kamen. Das Herz klopfte mir hörbar. Ich gerieth in die äußerste Spannung. Die Neugierde, ob meine kleinen Gedichte Gnade gefunden, und die Blödigkeit, mich davon zu überzeugen, stritten lange Zeit in mir.


Endlich behielt die Erstere die Oberhand und trieb mich in den Laden, um mir das Büchlein zeigen zu lassen. Als ich das Verzeichniß suchend in dem goldschnittgefügten Bändchen blätterte, wurde es mir grün und blau vor den Augen. Und richtig, ich fand meinen Namen. Zwei meiner Gedichte hatten die Censur passirt, es waren dieselben, denen einst Professor Fichte in der Prima des Gyumasiums den ersten Preis zuerkannt, und die er als wirkliche poetische Erzeugnisse bezeichnet hatte.


Man wird nun annehmen, daß der junge Dichter sich stolz in die Brust geworfen habe in dem Gedanken, der Grundstein zu seinem künfti gen Ruhme sei nunmehr gelegt. So hoch gingen aber nicht die Wogen meines Selbstbewußtseins. Ich war nur bescheidentlich zufrieden mit dem ersten Erfolg, und entfernte mich ebenso blöde, wie ich eingetreten war.


Am ersten November verließ ich den heimatlichen Herd und siedelte nach Bonn über. Wer empfindet nicht bei einem Scheiden aus dem elterlichen Hause und beim ersten Eintritt in die Welt die lebhafteste Bewegung? Mir sind die stürmischen Gefühle jener Tage noch in der lebhaftesten Erinnerung. Ich verließ einen Herd, wo mich die treueste Liebe der Eltern und Geschwister gewärmt hatte, junge Freunde, die mir von Herzen zugethan waren, und hegte überdieß eine erste Liebe in der Seele.


Da fehlte es denn nicht an elegischen Stimmungen, die überdieß durch die kurzen düstern Herbsttage in einer schönen Gegend noch erhöht wurden. Ich konnte mich Anfangs um so weniger in die neuen Verhältnisse und Menschen fügen, als mir auch das Treiben der akademischen Jugend nicht mehr recht zusagen wollte. In Düsseldorf hatte ich vielfach mit den Künstlern verkehrt, und bei ihnen ungleich reinere und idealere Anregungen gefunden, als die Universität mir von vornherein bot.


Ich wohnte damals auf dem Markte und brauchte nur an das Fenster zu treten, so sah ich auf diesem Tummelplatze des studentischen Lebens die renommirenden Corpsburschen mit ihren bunten Mützen ihre „forschen
Manieren an den Tag legen, die gerade nicht geeignet waren, mir einen besonders günstigen Eindruck von ihrer Geist- und Herzensbildung zu geben. Während der Tageszeit blieb gleich wohl ihr Gebahren noch ziemlich in den Grenzen des Anstandes.


Wenn es aber Abends zehn Uhr geschlagen und die Pedelle* den jungen Helden der Wissenschaften in den Kneipen guten Abend gewünscht hatten, was gleichbedeutend mit der Auflösurg der Zusammenkünfte war, so pflegten sich vor mei ner Wohnung noch die verschiedenen Landsmannschaften ein Stelldichein zu geben, und es wurden dort denn zuweilen unter unheimlichem Lärm „dumme Jungen aufgebrummt“, welche durch ein Duell im rothen Blut abgewaschen werden mußten.


Auch die Besuche der Kneipen selbst, zu denen der eine oder andere Bekannte, der als Werber ausgeschickt wurde, mich hinführte, vermochte mir gerade keine andere Ueberzeugung über das ganze Studentenleben beizubringen. Die Unterhaltungen waren ohne Bedeutung, und die herkömmlichen Sitten und Bräuche des Vor- und Nachtrinkens, sowie die gemeinschaftlichen Lieder, die oft entsetzlich gebrüllt wurden, machten mir einen unerquicklichen Eindruck. Es war Alles hohles Formenwesen.


Hätte damals eine Burschenschaft existirt, in der wenigstens in gewissen Formen die Idee des Vaterlandes lebte, ich wäre wohl in eine solche Verbindung eingetreten. Aber es war in jenen Tagen schwer verpönt, sich für Deutschland zu begeistern. Da ich nun die meisten Abende zu Hause zubrachte und mich, wie gesagt, in einer sehr melancholischen und sehnsuchtsvollen Gemüthsverfassung befand, so ließ ich mich fleißig von der geliebten Muse besuchen.


Es entstand nach und nach ein Bändel Lieder, welche sich ganz und gar auf meinen Abschied von der Heimat bezogen und die traurigen Gefühle jener Zeit schilderten. Manche dieser kleinen Arbeiten sind erhalten geblieben, wie ich denn folgende Strophen damals gedichtet habe:


Vater, Mutter, laßt das Klagen,
Laßt die Thränen, Schwestern, Brüder!
Auch die Freunde, ach sie schlagen
Traurig ihre Augen nieder.

Wollt ich klagen, wollt ich weinen.
Wie viel Thränen müßten fallen.
Ihr je scheidet nur von Einem.
Und ich scheide von Euch Allen.



* Ein Pedell ist eine organisatorische Hilfskraft bei öffentlichen Institutionen, hier an Universitäten. Sternchen und Anmerkung standen nicht im Urtext. K. J.

::: Als so "getippte" Text-Version hier (vermutlich erstmals im Internet) erfasst von K. J. am 15.7.2023. ||| DIESER W. M. v. K.-TEXT GEHT ETLICHE AUSGABEN WEITER, in ÜBER LAND UND MEER; von HEFT 40 bis Heft 52. 1863. Wir lesen hier Text aus den Seiten 627 und 628. [ Hinweis: Der oben zitierte Gedicht-Text "Vater, Mutter, lasst das Klagen" findet sich 1841 auch in Müllers erster eigener, monographischen Publikation: "Junge Lieder". Direkt-Link zu "Junge Lieder", Neuausgabe 2022/2023. ]


HINWEIS: Die Absätze (hier zudem durch Leerzeilen erzeugt, nicht durch Texteinrückung) entsprechen in ihrer Fülle nicht dem Original, weil es im Original viel weniger Absätze, da allerdings zudem nur durch Einrückungen, gab. Für eine bessere Lesbarkeit online auf einer Web-Page hat K. J. also hier mehr Absätze erstellt und zudem Leerzeilen genommen. Man achte auf einige damals übliche Schreibweisen. Städte-Adjektive wie "kölner" wurden klein geschrieben. Oder "passirt" nur mit i, nicht mit ie. Oder th-Schreibungen wie bei "Thränen" et al. [X]


HINWEIS: Es gibt oft unterschiedliche Text-Versionen von Texten des W. M. v. K. (Für spätere Auflagen
bzw. Neudrucke von z. B. seinen Gedichten/Balladen hat Müller die eigenen Texte gern auch wieder verändert.) Man achte immer genau auf die Quellenangabe zu der jeweiligen Version. [X] Diese Version wurde von K. J. gecheckt, sie folgt der Zeitschrift "Über Land und Meer", hier: Ausgabe 40, Juli 1863.


Der Denkwürdigkeiten-Text des W. M. v. K. findet sich auf den Seiten 627 bis 629 mit dem Verweis (Fortsetzung folgt.) im Sammelband des Jahres von "Über Land und Meer", No. 40, Untertitel: Allgemeine Illustrirte Zeitung, hrsg. von F. W. Hackländer, zehnter Band, fünfter Jahrgang, zweites Semester, Juli 1863, Verlag Eduard Hallberger, Stuttgart. (Erschien wöchentlich sonntags.) [X] In immer weiteren Ausgaben findet sich "Fortsetzung folgt", erst in Heft 52 (!!!) wird der abgedruckte Müller-Text "Von der rheinischen Poesie. (Aus den 'Denkwürdigkeiten'.)" beendet und findet seinen Schluss. Damalige Leser und Leserinnen brauchten also viel Geduld, man teilte einen Text also de facto in etliche "Häppchen" auf. [X]



 



  




EINE ZEICHENERKLÄRUNG:

[X] = Dinge und Informationen und Daten und Textstücke etc., die Klaus Jans als Ersteller dieser kleinen Textsammlung (und auf den anderen Homepage-Seiten zu Wolfgang Müller von Königswinter) entweder selber erschlossen und zusammengesucht hat ... und anderenfalls oft auch erstmals abgetippt ... und/oder nochmals genau nachgeguckt hat, bisweilen zumindest extra dann nochmals gecheckt hat ... und bei denen er für die Echtheit der Angabe qua Person einsteht.    

    Zugleich kann er Fehler natürlich nicht vollkommen und in aller Gänze ausschließen, auch wenn er sich natürlich bemüht, alles sehr korrekt zu machen. Bisweilen fällt einem ein Tippfehler auch mal zwei Wochen ... oder sogar drei Monate später auf. Auch Kommata und Apostrophe sind bei den Ur-Texten, wenn man dem Original folgen will, bisweilen sehr vertrackt. (Längere Ausführungen dazu finden sich übrigens in dem Über-60-Seiten-Nachwort zu "Junge Lieder", Ausgabe 2022/2023.) -- Bitte seien Sie bei Fehlern gnädig: Der Autor K. J. macht das (quasi) in der Freizeit, zusätzlich zur publizistisch-verlegerischen und sonstigen schreibenden und lektorierenden und korrigierenden Brotlohnarbeit ... zudem hier für W. M. v. K. alles ohne jede Bezahlung, ohne Mitarbeiter-Apparat, ohne Institut, ohne "Fördermittel", ohne Stiftung und ohne sonstige Hilfszutragende ... et al. |||    
    Außerdem rennt man sich bei etlichen (nicht allen!) Menschen, die per se nur voll des Unverstandes und voll von allgemeinem Desinteresse sind, immer wieder den Kopf ein. "Wolfgang Müller von Königswinter" hat das nicht verdient. Zu viele Personen im Rheinland und im Ahrtal wollen ihn jedoch nicht so würdigen und erinnern, wie es dieser Breite und Tiefe seines (Müllers) Schaffens angemessen wäre. Am 29.6.2023 hat(te) er seinen 150. Todestag. Was geschah?  
    Aber die Welt ist nun mal so: zu oft eher dümmlich und tumb. (Bisweilen, zum Glück nicht immer, findet man auch in Bibliotheken und Archiven derlei "gestrickte", jedoch zugleich natürlich fest und gut abgesicherte, angestellte Menschen.)
    Jeder "F-Promi" von RTL II oder jeder aggressive Demokratieverächter (und letztlich auch bewusst [im Kern ja nur für das eigene, vermeintliche "Ego"] Demokratiezerstörende) wie ein D. Trump erhält/erhalten ... sie alle erhalten mehr "Ruhm" zuerkannt ... als kluge, wissbegierige Menschen wie jener sehr interessante, lebendige, übrigens sehr beliebte (!) ... gewiss auch mal (aber das ist ja menschentypisch!) widersprüchliche W. M. v. K. (Man denke einerseits an seine revolutionär-demokratische Haltung bis und in 1848/1849 und andererseits an seinen Status als saturierter, ja auch finanziell durchs das Schnitzler-Erbe vollkommen abgesicherter Kölner "Bürger" in den Jahren vor seinem Tod, ja, als anerkanntes Mitglied der gerne betuchten Kölner Kreise von Politik, Kultur, Kunst und Wirtschaft.)
    Er nahm jenes auffällige "von Königswinter" als festen Teil seines Künstlernamens, aber viele Bewohner*innen von Königswinter beachten ihn konsequent gar nicht, selbst wenn man ihnen die Informationen zu Müller und dessen Leistungen zur Verfügung stellt.

Ach so: Bei Betrachtung des aktuellen bösartigen und so überaus gemeinen und brutalen Krieges gegen die Ukraine versteht man auch bestimmte Dinge um den deutsch-französischen Krieg 1870/71 heute etwas anders ... als vielleicht vor jenem 24.2.2022. Kriegspatriotismus (der war gerade 1870/1871 in Deutschland ein großes antifranzösisches Ding) und übersteigerter Nationalismus, beides wird insgesamt etwas verständlicher. Ich sage es aber ... explizit ... nur so: ... wird ... "verständlicher", Kriegsverherrlichung wird aber damit keinesfalls "gut", Nationalismus auch nicht. Rassismus überhaupt gar nicht.
    Krieg ist (und bleibt) auch 2022 ff. abscheulich. Wenn der Angriff von einer Seite als klare Aggression erfolgt, um das andere Land zu erobern und dabei (vermeintlich zwangsnötig) Menschen zu töten, dann gilt das doppelt und dreifach.
    Wenn man einen Krieg vermeiden kann, aber ja!
    Nicht jedoch um jeden Preis.

    Denn: Was, wenn er unvermeidbar ist, der Krieg, da er einem Volk (dem ukrainischen) aufgezwungen wurde und vom Aggressor zudem vorsätzlich auch gar nicht beendet zu werden scheint ... ja, auch nicht beendet zu "sollen werden" scheint?
    Die Kriegsverbrechen gehen ja auch aktuell immer weiter, und immer weiter.
    Das (einseitige, sich unterwerfende) Tun zum Beenden dieses Krieges wäre dann nur ein einseitiger Eintritt in die totale Unfreiheit.
    Außerdem gilt: Bei "Pazifismus" als einem de-facto-"Waffennachschubverzicht" (zum Nachteil der Ukraine!) und bei diesen kuriosen (?) und/oder so genau wohl (absichtlich) gewollten (?) Pseudo-Friedens-Anwandlungen einer Frau Wagenknecht et al. (z. B. Frau Schwarzer! Beide stellten sich so prominent in den Vordergrund der Unterzeichnenden und dieser aus meiner Sicht ominösen Kundgebung) wäre die Ukraine schon komplett verschluckt, aufgelöst, annektiert, und die Menschen der Ukraine – sofern sie die Aktionen von Putinrussland überhaupt überlebt haben/hätten – wären nun unterdrückt und geknebelt und dauerhaft gedemütigt. Viel mehr Menschen/Ukrainer*innen (als jetzt bereits) wären dann ja schon ... oder würden noch ... gefangen, verschleppt oder gequält. (Von den Leiden der ukrainischen Frauen als Opfer sexueller Gewalt müsste man dann zudem noch gesondert sprechen und schreiben. Es ist alles nur schrecklich, was Putinrussland da getan hat. Und aktuell noch tut.)


"Die Freiheit schreibt der Kreis der Völker auf die Fahnen!"

So schrieb Müller z. B. im Gedicht "Italien" in "Oden der Gegenwart", erschienen 1848. Ja, jene deutsche Revolution!
Oder (wie visionär für heute wieder):

"Fern tönt uns schon der letzten Freiheit Schrei!
Mag heut euch Wen'gen erst die Losung frommen:
Die ganze Menschheit Brüder, gleich und frei!"

So schrieb Müller z. B. im Gedicht "An das deutsche Volk", ebenfalls in "Oden der Gegenwart" von 1848. (Die Freiheit und die Idee von Freiheit wird ja derzeit, 2022, 2023 ff., aus vielen Richtungen "beschossen".)


QUELLE DAZU: "Oden der Gegenwart. Von Wolfgang Müller. – Düsseldorf, Verlagshandlung [SIC !!!] von Julius Buddeus. 1848." So lautet der Haupt-Innen-Titel des Buches.


Und sein, Wolfgang Müllers, rebellisches Gedicht "Wir sind nicht hoch und stolz und reich", vor 1841 schon verfasst, findet man hier weiter oben als Text auf dieser kleinen Text-Seite mit einigen Schriften/Auszügen von W. M. v. K.




Neuerscheinung als Papierbuch Dezember 2022,
als zusätzliches E-Book dann im Januar 2023.

Das erste monographische, also "eigene" Buch von W. M. v. K. ist "Junge Lieder". 1841 kam es raus.



Wolfgang Müller von Königswinter

Junge Lieder

    Die wunderbar romantischen Dichtungen von 1841 endlich in heutiger Schrift

    Zugleich aber der Originaltext des stürmischen Poeten in der herrlichen Rechtschreibung von damals


DIREKTLINK ZU Wolfgang Müller von Königswinter: JUNGE LIEDER (Buch erschien im Dezember 2022,

zusätzlich als E-Book im Januar 2023.)



Siehe auch Tabellarische Zeitleisten-Biografie zu Müller.

Auch Müller-Gedicht-Vertonungen.

Und: Siehe bislang bekannte Briefe an und von Wolfgang Müller von Königswinter.

Alpabetische Titelliste der Gedichte Texte Buchtitel et al. Wolfgang Müller von Königswinter






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Ernst Faber, 1895, "China in historischer Beleuchtung" ||| komplett als offener Online-Text

DIREKT-LINK ernst-faber-1895-china-in-historischer-beleuchtung-komplett-als-online-text.htm

UND EINE KLEINE BIBLIOGRAFIE ZU ERNST FABER IST HIER: DIREKT-LINK buecher-und-publikationen-von-ernst-faber.htm



ALS QUELLE: Das Schriftleitergesetz der Nationalsozialisten von 1933 im kompletten Originaltext (Wortlaut)






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