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Der ironische Essay zu den ersten SUV in Deutschland




Ein Text von Klaus Jans (1991)

 

 

 

LOB DER LANDCRUISER


Ein Beitrag zum Wandel der


Er-Fahrung


von Klaus Jans

Die Welt bewegt sich, alles dreht sich. Und was gestern noch dem durchschnittlich zivilisierten Menschen ungewöhnlich schien, hat längst ohne Probleme die Normalität erreicht. Wie schnell das geht! Selbst die kritischsten Geister (auch Anarchosyndikalisten nicht ausgenommen) haben solchen Wandel schneller verdaut, als sie es kurz zuvor noch hätten wahrhaben wollen. Manches geht partiell so geschwind, dass wir kaum noch Zeit zum Fragen haben, geschweige denn, dass wir uns erinnern könnten, wie es vorher war. Es macht einfach Huuuuuuussssch!!! – und die Soziologen stehen stumm daneben. Woran ich denke? An Jogginganzüge z. B., an Geldautomaten, an Parkhäuser, an Herde ohne Kochplatten, an CD-Discs, an Lärmschutzwände, Skateboard-Fahrer und an ... ??? ... an die neue Manie für Geländewagen.


Also, Klartext: Wer hat sie noch nicht bemerkt, diese großrädrigen, breitschultrigen (man muss wohl sagen: klobigen) Fahrzeuge, die wie emporgehobene, ja aufgeblasene PKWs aussehen – eben jene Auto–Typen namens "Terrano", "Trooper", "Explorer", "Pajero", "Rocky", "Patrol", "Vitara" und wie sie sonst noch heißen. Feist thronen sie auf den Straßen, als könnten sie hohnlächelnd auf die anderen PKWs hinabspucken. "Offroader" werden sie auch zusammenfassend und klassifizierend genannt – meist mit Vierrad-Antrieb, Flankenschutz und Scheinwerferschutzgittern gegen den Steinschlag.


Die Motoren sind stark, großzylindrig (über 2000 Kubik), und trinken das Benzin großzügig. Die Grundform der Kraftfahrzeuge ist kastenmäßig-eckig, die Kanten hingegen sind rund und glatt, der Gesamt-Eindruck bullig – aber mit Eleganz. Dieses Grundprinzip beinhaltet Kotflügelverbreiterungen, Frontschutzbügel und Zusatzscheinwerfer, teilweise auch kleine Trittbretter. Selbst die Ersatzreifen wurden Teil des Gesamtstylings und hängen deutlich sichtbar außen an der Kofferhaube.


"Eine Mode – davon gab es schon viele. Sie kommen und gehen", könnte man sagen. Aber sie (sprich: die Fahrer und Fahrerinnen) scheinen diesmal schichtenübergreifend zu sein, denn der Zahnarzt ist ebenso umgestiegen wie der vormalige Ford–Capri–Fahrer, zumindest wenn das Geld reicht oder sich die entsprechenden Kredite bei der Hausbank abschließen ließen. Natürlich bestätigen sich oft diverse Vorurteile, wenn die Besitzer und Besitzerinnen aus dem Fahrergehäuse hinausklettern. Etwas Breitschultriges ist bisweilen zu bemerken, Bärte, offene Hawaiihemden, bellende Schäferhunde – aber eben nicht nur, auch das krasse Gegenteil kommt zum Vorschein. Genauso sind die Frauen, die am Steuer sitzen, keineswegs immer jene aufgetakelten Klischee-Amazonen mit Sonnenstudio-Bräune, sondern allzu oft bescheiden-blasse Hausfrauengestalten. Ein Faszinosum, das Ganze!


Warum sollten sie auch nicht so hoch sitzen? Warum ihnen das Erhabene voller Neid missgönnen? Wollen es doch die Katzen auch: vom höchstmöglichen Punkt den Überblick behalten! Dürfen denn nur die LKW-Fahrer die freie Sicht auf die Verkehrsmitwelt haben? Na, also! Man sollte sich in der Beruteilung der monströsen Blechfahrzeuge und ihrer Inhaber tunlichst vor Ungerechtigkeiten hüten. Nun gut: Sie machen Lärm, und das noch mit viel Abgas vermischt, welches von den schwergewichtigen PS-starken Motorblöcken (oft Turbo!) in den Karossen ausgeht. Na und? Ist das so neu? Haben das nicht schon unzählige Lamborghini-, GTI- , Manta- oder auch Buggy-Fahrer/innen, abgesehen von Motorradfreaks, vorher auch so gehalten? Nein, das allein, also die Kraft des Gefährts, kann uns das Phänomen nicht erklären.


Nun wollen wir also etwas tiefer blicken. Über die Straßen hinaus. Straßen? Eben nicht! Dafür sind die Dinger doch gar nicht. Mit denen geht es doch auf's Land, in die Natur, in den Wald, auf den Kies und wohin auch immer. Aber warum, so meine bescheidene Frage, sehe ich dann diese Gefährte immerzu in der kleinen Stadt im Hunsrück, in der ich zur Zeit wohne? Und warum werden es täglich mehr? Ja so viele, dass man bald meinen könnte, nicht mehr BMW oder diese Mercedesse mit dem abweisenden Stauchheck (190er !!!) seien die mittelständisch-kleinbürgerlich-halbproletarischen Trendsetter, sondern genau diese Land-Bulldozer, jene "Cruiser", die Männer- und Frauenherzen höher schlagen lassen.


Allrad! Hinaus! Technik! Abenteuer! Natur! Sicherheit! Erfahrung!


Selten sind die verschiedensten Sehnsüchte des deformierten 91er Westeuropäers gelungener in ein Objekt der Begierde zusammengefasst worden.


Die Firma Isuzu (im Vertrieb von Opel) wirbt ganz offensiv mit solchen Sehnsüchten, wenn sie zu einer World-Tour für ihr Modell "Trooper Competition" einlädt: "Neue Herausforderungen warten auf unternehmungslustige Testfahrer: Mit dem Trooper Competition entdecken Sie die Winterpisten Nordfinnlands. Und auf der faszinierenden Strecke von Lahti nach Rovaniemi erreichen Sie direkt am Polarkreis die arktische Wildnis." Wie sonst könnte man noch den Hauch der wahrhaften Existenz des Menschseins einatmen und erfassen? Die 3. Etappe mit "starker Allrad-Technik und dem kraftvollen Turbo-Diesel-Motor" geht "in die endlosen Kakteen-Wüsten" durch die Baja California nach Mexico.


Etwas anders klingt es bei Mercedes, dem Späteinsteiger in diesen Überraschungsmarkt: "Wenn Sie nach der Härte des Wochenendes den direkten Weg zu einem wichtigen Geschäftstermin einschlagen wollen, bietet der neue Mercedes G Ihnen jetzt das ideale Ambiente dafür". Auch das Traditionsgefährt der Geländewagenszenerie, der Lada Niva, wirbt "mit einem erfrischenden Bad in einer Schlammgrube" am frühen Morgen und dem Abend in der Oper, wo wir "eine ähnlich gute Figur wie tagsüber im Gelände machen" wollen.


Wild und gepflegt sein in einem Atemzug! Da liegt unser aller Problem – wir wollen alles, und das möglichst ohne jeglichen Verzicht. Reisefirmen haben sich längst dem neuen Trend angepasst und bieten Tunesien, Algerien, die komplette Sahara und auch Island an – Hauptsache: viel Strecke bei verlockender Natur. Die Container-Verschiffung des eigenen Geländewagens wird gleich mitorganisiert. Die Outdoor-Bewegung hat natürlich auch reagiert und bietet mittlerweile Spezialausrüstungen samt Satelliten-Navigationsgeräten – von den normalen Autozurüstern (allen voran die Reifenhersteller) natürlich ganz zu schweigen. Darüberhinaus gibt es noch etwas: Zum zweiten Mal wird dieses Jahr eine spezielle Geländewagen-Rallye in großem Stil durchgeführt: "München–Marrakesch" im Oktober. Und in München startet die 3. Internationale Off-Road-Messe mit einer noch-noch-größeren Ausstellungsfläche als das letzte Mal. Expansion bestimmt das Geschäft!


Und wieder fährt eines der stattlichen 4x4-Fahrzeuge an mir vorbei – es gehört dem Besitzer der Zoo-Handlung. Warum? Warum jetzt das? Auch der Bäcker fährt nun geländemäßig wild seine ganz normalen Brötchen aus? Warum?


Damit wären wir wieder einmal bei der Perversion der Perversion angelangt, die uns, das Menschengeschlecht, doch so sehr oft kennzeichnet. Wir erinnern uns jetzt an den Camel-Mann aus dem Kino, der eines Tages nicht mehr zu Fuß ging, nein, sondern die Urwälder mit seinem Flugzeug erschloss, oder mit seinem Wasserschnellboot oder (eben auch!) mit einem Jeep, mit dem er schlüpfrige Wasserfälle und hängende Brücken zu überwinden hatte. Eine Begegnung mit der Natur ohne Motorfahrzeug scheint eben nicht mehr denkbar zu sein. Wir wissen schon lange davon, spätestens seitdem auch unsere Bekannten ihre ersten Fotos von Foto-Safaris in Kenia und Südafrika mit nach Hause brachten und uns die Elefanten endlich richtig (aus dem Auto heraus) zeigten.


In diesen erlebnisarmen Zeiten bleiben unserer Phantasie nur noch die letzten Abenteurer der 90er Jahre, die immer wieder – allerdings nur noch vermittelt, also mit Hilfe von Motor und Technik – in Untiefen der Natur (bzw. der Natur des Menschen) vorstoßen. So geschützt können wir das doch auch! Man denke an die Armeesoldaten mit ihren grüngetunkten, gepanzerten Fahrzeugen zu Wasser und zu Land, die sich immer neu in entlegenes Gebiet, in die Zone der Gefahr begeben – so wie sich wie die US-Amerikaner in den bedrohlich-faszinierenden Vietnam-Dschungel oder die bewegenden Wüsten Iraks vorwagten: Krieg. Es war gerade die Armee, die auch den Mythos der Natureroberung mit Hilfe von Diesel und Benzin zu einem ganz besonderen Erlebnis verklärte. Unzählige Landser-Hefte zeugen davon.


Nicht umsonst versuchte VW vor einigen Jahren mit dem legendären Kübelwagen, einem bescheidenen PKW im Military-Look, die Käufer zu umgarnen. Aber das war lang her – und die Verkaufszahlen blieben bescheiden. Es zog, es klapperte (es war ja auch kein richtiges Auto, eher ein Gefährt) und der Kontakt zum Geschehen draußen, also jenseits der Karosse, war doch etwas zu eng umschlungen, zu natürlich – vor allem bei Wind und Regen. Es gab auch noch die sagenumwobenen Land Rover und die Jeeps, die uns eher durch amerikanische Fernsehserien und Buschfilme bekannt waren als durch tatsächliche Präsenz auf deutschen Straßen. (Unter diesem Aspekt war "Daktari" eigentlich keine Tierarzt-Sendung, sondern eine Geländewagen-Promotion-Serie.) Aber mit uns, mit Deutschland, hatte das noch lange nichts zu tun. Man blieb dem PKW treu. Damals!


Aber: In diesen frühen Neunzigern ist alles anders – zur Überraschung der Importeure. Es scheint, als hätte das enge und bevölkerte Deutschland ganz plötzlich die Weite der amerikanischen Wüsten angenommen. Die Händler liefern ungeahnte Mengen der "Offroader" an die Kundschaft aus. Die Geländeautos neuen Stils haben sich so schlagartig vermehrt, dass selbst der gute alte VW-Golf (mangels einer speziellen Modellentwicklung) auf die Schnelle hochgebockt und aufgeplustert wurde, und nun als "Golf Country" die neuen Sehnsüchte in gutes Geld transformieren soll. Ob das gutgeht?


Man macht es bei den Autokonzernen (angefangen haben mal wieder die Japaner!) jetzt eben ganz anders als früher: Die Techniker kombinierten das Wohlgefühl des gepflegten PKW mit dem Geist der Erkundung und Eroberung aller Grünflächen: also Heizung und nette Polster innen, und Dreck und Staub nur noch außen. Man kann sich gut vorstellen, Butler James würde so für Lord Byron den Vorgarten pflegen. Zudem machen die Gefährte heutzutage einen überaus sicheren und stabilen Eindruck, als ob man so alle Eventualitäten wie Katastrophen, Stürze und Unfälle vermeiden könne. Und auch das Styling (als wichtigster Lebensbegleiter der 90er) stimmt, endlich! Die Lacke glänzen voller Politur und verkünden Luxus.


Nur im Schutz dieser behaglich-schönen Sicherheit kann der Mensch noch eine Idee von Natur empfinden – das ist der wesentliche Hintergedanke. Die neuen Geländewagen sind also die ideale Kombination zwischen der Natursehnsucht, die uns alle zunehmend plagt, und dem ungebrochenen Trend zur absoluten Bequemlichkeit. Und so wirbt die amerikanische und legendäre Firma Jeep für ihr Modell "Cherokee" (!!!) so: "Kraftvoll im Gelände, komfortabel auf Reisen, luxuriös in der Stadt."


An welche Vorbilder gilt es sich zu erinnern? An typische Berufe der ständigen Auseinandersetzung mit der Natur! Denn sie benutzten schon früher genau jene hochfahrenden Autos getreu der neuen Cruiser-Mode. Man erinnere sich zum einen an die Jäger, an die Förster und Waldarbeiter, und zum anderen vor allem an die Bauern, die den Kult der hohen Räder ja ins Extrem trieben. Genau diese Bilder und Berufsgruppen (mit etwas Marlboro-Flair gemixt) müssen den Neuwagen-Käufern dieser Tage vor Augen schweben, wenn sie sich ihren Teil am Erlebnisraum Welt zurückholen wollen. Und es ist ja nicht so, als ob wir nicht genügend zerstörte Waldflächen zu bieten hätten (insbesondere natrlich nach den Stürmen "Vivian", "Wibke" und Co. des letzten Jahres!), um die neuen KFZ auch für das zu benutzen, für das sie angeblich konzipiert worden sind: für "ganz weit draußen", eben für das ganz persönliche Australien, was sich vor jeder Haustür erschließen lässt.


Die Regenwaldtragödie erreicht uns auf diese Weise indirekt auch in Mitteleuropa, vermittelt, zensiert, motorisch verklärt. Wir können das jetzt alles besser nachempfinden: Brasilien – das ist dort, wo sich Lastwagenkolonnen trotz zunehmender Proteste immer noch unverdrossen in das Dickicht hineinbewegen, um Baum um Baum dann Schritt für Schritt zu zerstören. Endlich! Aber dafür bauen sie dort im Urwald Straßen, Strecken, Asphaltdecken. Sie bändigen die Natur und liefern sie dem Auto passgerecht ab. Aber wir verstehen nun: Auf diese Weise geht uns die Natur wieder verloren – eine Tatsache, die jeder bewusste Autofahrer bezeugen kann, der sich den Schallschutzwänden und öden Routen der Zivilisation nicht mehr länger aussetzen will.


Mensch, du armer Tropf! Und genau da werden dann Sehnsüchte wach, Sehnsüchte an das Vordringen in unbewohnte und unbekannte Regionen. Es waren die US-Amerikaner mit ihrer "Frontier", jenem beharrlichen Vorrücken in Planwagen und Pferdegespannen, die uns alle so zu begeistern wussten. Kein Cowboy-Film, der nicht das elementare Vorrücken in die noch unbekannte Natur zu seinem Thema machte – Mensch und Umwelt in direkter Konfrontation. Aber vorbei!


Wie man hört und sieht, tragen die Fahrzeuge heutzutage nur noch diesen Hauch (oder: Abglanz) der Natureroberung – die Realität sieht ganz anders aus: Zumeist bleiben sie dem normalen familiären und beruflichen Betrieb vorbehalten – und die Landschaft bleibt davon weitgehend verschont. Auch dies ist ein Widerspruch, der den Off-Road-Autos innewohnt. Man bedenke in diesem Zusammenhang, dass Aggressionen gegen die Natur schon längst vor der Erfindung des Motors begonnen haben. Der Motor hat nur die Geschwindigkeit vergrößert, die Geschwindigkeit für die Aneignung des Grüns (Stichwort: Motorsäge). Deshalb blieb der Motor dann auch als ein
Symbol in unseren Köpfen zurück, als ein Symbol für Natur
schlechthin. Als solcher fährt er heute munter durch unsere
Ortschaften, der Symbolträger auf 4x4 Rädern. Der Off-Roader. Haben Sie denn noch keinen???


Vielleicht kommen wir beim Psychologisieren mit der Kraft der Gefährte weiter. Sie haben PS-Zahlen, die bis weit über die 200 gehen können, was so manchen Sportwagenfahrer erblassen lässt. Aber sie sind auch, das sagen eingeweihte Fahrer, entsprechend schwerfällig zu handhaben – für den Stadtverkehr eigentlich völlig ungeeignet, zumindest beim Abbiegen und beim Einparken. Die Breite der Räder (235er, 255er, sogar 275er) erhöht eben doch den Abrieb-Widerstand auf der Straße erheblich. Das ist eine Tatsache, die der Außenstehende zu leicht übersieht. Nicht Romantik, sondern "Beherrschung" wird da verlangt, und die Arme üben sich in hundsnormaler Kraft, um den Wagen auf hundsnormalem Asphalt zu bewegen. Das Erlebnis reduziert sich auf anstrengende Routine, allerdings umzingelt von den bewundernden Blicken neugieriger Gaffer.


Also, was ist nun mit der neuen Fahrmode? Ich gebe zu, meine These ist nach dem Gesagten gewagt: Es ist vor allem das "Zurück zur Natur", was sich hier in den Leuten die Bahn bricht (ohne dass diese selbst es uns erklären könnten). Denn unser aller Zugang zur Natur ist nur noch so pervertiert denkbar und erlebbar, dass der ungeahnte Ausbruch der Technik via Geländewagen sie uns zurückholbar machen soll. Also: Die Idee und Vorstellung des In-die-Natur-Fahren-Könnens (die natürlich als solche, unberührte schon längst nicht mehr existiert) beflügelt Käufer und Käuferinnen derart, dass sie dann in der Anwendung der kraftstrotzenden Technik die Natur endlich erfahren können. (Und das im doppelten Sinn!) Der Naturbegriff wird von sich drehenden Rädern in einem eckigen Blechgehäuse nachhaltig geprägt. Natur wird zu einer relativen Masse.


Es handelt sich damit bei der Off-Road-Mode um eine offensive Form von Trauerarbeit: Trauer über den schleichenden Verlust unserer natürlichen Existenzgrundlagen.


Wenn man sich diese Neo-Romantik, diesen gepressten, und etwas verdeckten, verschämten Ruf nach "Zurück zur Natur!" nun genauer überlegt, dann befällt einen das triefende Mitleid – nicht nur für diese Auto-Cruiser-Käufer, sondern für uns alle. Denn eigentlich sind es doch diejenigen, die jetzt auf die schwer-breiten Karosserien umsteigen, die uns zur Umkehr mahnen. Sie, und nicht wir, beklagen doch letztendlich den ungezügelten Ausbau des Straßenwesens und die Zerstörung der wahren Erlebnisräume. Sie, und nicht wir, führen blecherne Symbole des Protestes jeden Tag durch geschlossene Ortschaften spazieren.


Und dann erinnern wir uns wehmütig an die Street-Car-Rennen, Auto-Crash-Veranstaltungen und Go-Kart-Rasereien auf diversen Kiesgruben in diversen ländlichen Gebieten, die immer mit den schlichten pastellfarben-schwarzen DIN-A3-Plakaten angekündigt wurden (und werden!), über die wir früher milde gelächelt haben. Wir erkennen: Die haben doch schon damals, vor Jahren, den Verlust der Natur angeklagt, konnten dies aber nur vermittels knatternder Motoren anzeigen, eine andere Sprache blieb ihnen aufgrund soziokultureller Umwelt verwehrt. Das war und ist Hilflosigkeit, aber keine Schande.


Und haben sie nicht das gemacht, was Greenpeace heutzutage mit Vorliebe auf dem Gewässer vorexerziert – die Rückeroberung der Lebensräume mit Hilfe des ungezügelten Motors? Umtost vom Wind der Meere versuchen doch knatternde Schlauchboote voller Dynamik und ursprünglicher Kraft die großen Tanker und Müllentsorgungsschiffe zu stoppen. Vielleicht hat die berühmteste Umweltschutzbewegung der Welt ihre Antriebsmomente aus eben solchen hirnlos vorfahrenden Offroader-Beispielen gewonnen, vor denen wir uns nur allzugern naserümpfend abwenden. Ist denn ein "Patrol" wirklich so schlimm? Und ihre Besitzer gar schlechte Menschen?


Im Gegenteil! Die Mountain-Bike-Fanatiker, die Drachenflieger, die Gleitsegler, die Wanderer, die Surfer, die Kletter-Verrückten und wer-noch-alles in der Freizeitgesellschaft machen nur halbe Sachen, weil sie uns den ökologischen Ausgleich, den Einklang mit Mama Natur nur vorgaukeln. Sie betrügen uns um die Wahrheit! Deshalb mögen wir die nicht!!!! Aber: Nur die Kraft des Motors kann heutzutage noch als wirklich ernstgemeinter Protest gegen das gewaltige Werk der Naturzerstörung verstanden werden. Daran gilt es zu denken! Wer also sagt, "Offroad" sei nichts weiter als ein durchschnittlicher Beitrag zum Thema "Mainstream", der hat mal wieder den Zeitgeist nicht richtig verstanden.


___

(Der  Text wurde hier für die Homepage-Variante nochmals durchgesehen und evtl. rechtschreibemäßig korrigiert und auf die neuere Rechtschreibung angepasst.)

EIN TEXT VON KLAUS JANS, Erstversion 7.4.91, 19.4.91, 23.4.91, 5.5.91, 6.5.91





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