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||| Siehe
auch Tabellarische
Zeitleisten-Biografie zu Wolfgang Müller von
Königswinter.
Ein paar Textevon
Wolfgang Müller von
Königswinter.
Bislang bekannte Briefe an
und von Wolfgang Müller von
Königswinter.
Und zudem auch Liste
Bücher Publikationen Veröffentlichungen zu Wolfgang
Müller von Königswinter.

Ein
Gedicht (von 1845)
Beethoven
von Wolfgang Müller. Festgabe, dargebracht bei der
Inauguration seines Monuments am 11. August 1845. – Bonn bei Henry &
Cohen.
Anmerkung K. J.: Wegen
Verschiebungs des ursprünglich gedachten und publizierten
Zeitplanes dürfte das Gedicht real auch später als am
11.8.1845 dargebracht worden sein, sofern es auch noch "live"
vorgetragen wurde – aber beim Druck des Gedichtes konnte das noch
niemand wissen. Erst am 12.8.1845 war dann bei dem mehrtägigen
Festprogramm in Bonn die tatsächlich-faktische und offizielle
Denkmal-Einweihung.
(HINWEIS: Auffallend
bei der Schreibweise des Textes ist: ß ist im Bonner Druck von
1845 immer ss.)
Beethoven,
grosses Herz! das ist Dein Haupt,
Das
Deine Züge, die sich hier entrollen,
Dein Bild urmächtig, wie
ich’s stets
geglaubt,
Gewitterdrohend ist die Stirn entquollen,
Das
Auge, wie von dunkelm Blitz erhellt,
Auf trotz’gen Lippen ein
verweg’nes Grollen,
Und jedem Zug die Liebe doch gesellt!
Sei mir
gegrüsst, der Töne grösster Meister,
Der im Gesang
erfasst die ganze Welt,
Und im Gesang sie giesst in unsre Geister!
Es
haben Andre wohl vor Dir gelebt,
Getränkt durch der Natur gewalt’ge
Brüste,
Dass sie in Anmuth, Fülle, Kraft gestrebt;
Doch
suchend nach der Sel’gen Inseln Küste
Erreichten nimmer sie den
goldnen Strand,
Sie waren nur wie Stimmen in der Wüste;
Du bist
der Heiland, der das Ufer fand,
Dir flüsterte der Geist geheime
Kunden,
Du führtest uns, die Leier in der Hand,
Der Töne
Himmel ist durch dich gefunden!
Beethoven, grosses Herz! des Dankes Zoll,
O nimm ihn
hin, der mir die Brust erweitert!
Wenn himmeljauchzend mir die Seele
schwoll,
Die hellste Lust hast heller Du erheitert,
Du gabst mir Trost,
wähnt’ ich auf
ödem Meer
An Schmerzensklippen meinen Geist
gescheitert,
Du löstest jedes Leid, wenn scharf und schwer
Die
Leidenschaft durch meine Seele brannte,
Weil ich in Deinen Liedern,
brausend, hehr,
Das gröss’re Leid, die gröss're Lust
erkannte.
Oſt sucht’ ich
sie, die treue Mutter, auf,
Die göttliche
Natur in Leid und Schmerzen,
Die jede Wonne spornt zu rascherm Lauf,
Die Balsam giesst in alle wunden Herzen;
Ihr gleicht Dein Geist; sie
spiegelt drin mit Lust
Ihr ernstes Zürnen und ihr jauchzend
Scherzen,
In Dir ist sie sich froh und stolz bewusst
Des glutbeseelten,
mächtigen Propheten,
Dem Gottes Urhauch einst belebt die Brust,
Als noch des Paradieses Lüfte wehten.
Drum kommt's bei Deinen Liedern über mich,
Wie
süsser Lenz; ich spür ihn froh erschrocken,
Die Schwalbe
schiesst, die Lerche hebet sich,
Es streut der Frühlingsbaum mir
Blüthenflocken,
Mailieder weh’n, es
prangt die tiefste Kluft,
Die
breiten glanzbestreuten Ströme locken,
Wo fern die Landschaft
schwimmt in leisem Duft;
Du bauest vor des Geistes inn’res
Fühlen
Gebirge, Eb’nen, Seeen in die Luſt:
Fata Morgana, komm die Glut zu
kühlen!
Und wieder stimmst Du unsre Scelen um,
Uns wird, wir
hörten Elemente toben:
Seht der Natur umfriedet Heiligthum
Von
Wetternacht getrübt, von Sturm umstoben!
Die zack’ge Alpe trotzt
den Himmel an,
Der Blitze Feueraugen leuchten oben,
Es peitschet durch
den Urwald der Orkan,
Hoch im Gebirge kracht die Eiche fallend,
Wild an
die Klippen heult der Ocean,
Als wollt er alles Land verschlingen
wallend.
Doch tief durch diesen wilden Marterschrei
Ertönt wie eines Donnergottes Stimme
Dein eigner Schmerz. Du
rasest wild und frei,
Als flöhest Du die Welt in wirrem Grimme,
Als triebest Du in düsterm Menschenhass,
Auf dass es scheiternd in
dem Meer verschwimme
Dein Lebensboot. Wir seh’n Dich
bleich und blass
Ein riesig Bild am finstern Abgrund ringen
Die Angst durchziltert uns
ohn’
Unterlass,
Es möchte Dich die tiefe Kluſt verschlingen.
Doch
nein! Die Sühne folgt! Es siegt der Geist,
Du kehrest um in holden
Melodieen!
Wie Gott im Hauche ob der Schöpfung kreist,
So
hören flüsternd wir im Lied Dich ziehen.
Wie nach der
Fiebernacht ein süsser Traum,
Nach Winterstarre
Frühlingsphantasieen
Erquickst Du uns. Bald unter'm
Blüthenbaum,
Ruh'n wir um Dich, bald unter Mährchenzellen,
Bald schweben wir mit Dir im Aetherraum
Wie selge Geister zwischen
Sternenwelten.
Dort stimmst Du plötzlich an das Siegeslied,
Das schwillt, als wollten alle Gräber klüften,
Ha, wie ein
Bacchuszug so rauscht und zieht
Es lebenweckend über allen
Grüften,
Dämonen fliehen in der Tiefe Schlund,
An dem Du
stand’st, es jubelt in den Lüften
Der Hass, der Zorn, der Neid
stürzt in den Grund,
Du lässt die Liebe ob den Welten
thronen,
Begeistert tönt es wie aus einem Mund:
Triumpf o „seid
umschlungen Millionen!
Der Päan* ist’s der
neuen goldnen Zeit,
Das
tausendjähr’ge Reich weissagt sein Tönen
Wir haben
überlebt den alten Streit,
Die Völker nah’n, die
Wahrheit
hell zu krönen.
O hört: die Welt ist Gott und Gott die Welt,
Die alten und die neuen Zeiten söhnen
Im Bruderkuss sich aus, und
glanzerhellt
Ersteht das letzte Reich in lichter Klarheit:
Wir bauen
auf, was keine Macht zerschellt,
Die ew’ge Welt
der Liebe, Freiheit,
Wahrheit!
Stürmst Du uns so zur stolzen Liederschlacht,
Die wogt im Formenwechsel tausendfluthig,
Wie fassen uns die Weisen
stels mit Macht,
Wie wächst der Geist so stark und fest und
muthig!
Du treibest rings die bleiche Selbstsucht aus,
Und ist das Herz
von hundert Wunden blutig,
Dir jauchzt es taumelnd zu im
Tönebraus,
Entflammt von Liebe lernt es gross entsagen,
Für
Freiheit ſordert es den Tod heraus,
Kühn wie von Adlerlittichen
getragen!
Beethoven, grosses Herz! Siegstolzer Held,
Du
Bannerträger künft'ger edler Zeiten,
Folgt heut ein kleines
Häuflein Dir ins Feld,
Einst werden sich die Völker um Dich
breiten.
Du eiltest unsrer Bildung mächtig vor;
So hilfst Du stolz
ans Ziel die Menschheit leiten,
Ich hör’
prophetisch schon vom
Völkerchor
Dein „Alle
Menschen werden Brüder!” sausen.
Mein
Lied, mein Lied, wie wagst du dich empor?
Des Meisters Lob lass seine
Lieder brausen!
::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
FETTDRUCK zweier Worte IN DER LETZTEN ZEILE WIE IM ORIGINAL, K. J.
* FUSSNOTENSTERNCHEN
WAR NICHT IM ORIGINALTEXT: altgriechische Hymne, besonders Bitt-, Dank-
oder Sühnelied, K .J., nach "Digitales Wörterbuch der
Deutschen Sprache".
VERS-SCHEMA letzte Strophe:
A
B
A
B
C
B
C
D
C
D
EIN TEXT VON WOLFGANG MÜLLER VON KÖNIGSWINTER, hier vermutlich erstmalig online als
"getippte" und gecheckte Version komplett im Internet, und zwar am
29.7.2023 von
Klaus Jans eingestellt und so erfasst.
Zu ein paar Schreibweisen des
Originals: Kleinschreibung nach Ausrufezeichen in laufender Zeile,
ß immer wieder als ss,
Anmuth mit th, Sel'gen Inseln: Sel'gen groß! (Sic!) Seeen (Sic!),
Melodieen mit 2 e, Frühlingsphantasieen mit 2 e, Mährchen mit
h, Aethertraum mit
Ae, keine End-Anführungszeichen nach Millionen, tausendfluthig mit
th, UND: Anführungszeichen nach Brüder! sind falsch herum,
folgt man zumindest heutiger Typographie.
Der Text hier auf dieser
Web-Page folgt dem Originaldruck: "Beethoven
von Wolfgang Müller. Festgabe, dargebracht bei der Inauguration
seines
Monuments am 11. August 1845. – Bonn bei Henry & Cohen." 8 Seiten,
davon 6 Seiten mit Gedichttext. Jede dieser Seiten mit 2 Strophen
à 10 Zeilen.
SIEHE AUCH: Kölnische
Zeitung (5.8.1845): ANKÜNDIGUNG:
"Beethoven. Bei Henry u. Cohen in
Bonn wird in den ersten Tagen
erscheinen: Beethoven, von Wolfgang
Müller, ein Gedicht,
dargebracht bei der Inauguration seines Monuments. Preis
7½
Sgr." (sgr. = Silbergroschen) [X] Oder man siehe Bonner
Wochenblatt
(8.10.1845) als anderes Anzeigen-Beispiel für das gedruckte W. M.
v. K.-Beethoven-Gedicht [X] (Aber wann wurde es wo vorgetragen? Laut
Titel
ja geplant am 11.8.1845, und das achtseitige Werk liegt auch so nun
gedruckt
vor.) [X] Es publiziert "Wolfgang Müller", ohne den Zusatz "von
Königswinter". [X]
"Beethoven
von Wolfgang Müller. Festgabe, dargebracht bei der Inauguration
seines
Monuments am 11. August 1845.– Bonn bei Henry & Cohen." So
der offizielle Haupt-Titel des eigentlichen Druckwerkes. 8 Seiten. [X]
HINWEIS:
Einweihung/Enthüllung
des Denkmals war dann aber (erst) (Feierlichkeiten über mehrere
Tage)
am 12.8.1845. Der Enthüllungstag wurde verschoben, das
Programm wurde verändert.
Unter den Gästen
waren die
Königin Victoria von Großbritannien, der preußische
König Wilhelm IV. mit Königin Elisabeth, der Musiker
(Hofkapellmeister) Dr. Franz Liszt und Alexander von Humboldt. Und
etliche weitere Persönlichkeiten: Erzherzog Österreich,
Prinzen, Herzöge etc. –
|

Neuerscheinung als Papierbuch Dezember 2022,
als zusätzliches E-Book dann im Januar 2023.
Das
erste monographische, also "eigene" Buch
von W. M. v.
K. ist "Junge Lieder". 1841 kam es raus.

Wolfgang Müller von
Königswinter
Junge Lieder
Die wunderbar romantischen Dichtungen von 1841
endlich
in heutiger
Schrift
Zugleich aber der Originaltext
des
stürmischen Poeten in der herrlichen Rechtschreibung von damals
DIREKTLINK ZU Wolfgang
Müller von
Königswinter: JUNGE LIEDER (Buch
erschien
im Dezember 2022, zusätzlich
als E-Book im Januar 2023.)

Siehe auch Tabellarische
Zeitleisten-Biografie zu
Müller.
Auch Müller-Gedicht-Vertonungen.
Und: Siehe bislang bekannte Briefe an
und von Wolfgang Müller
von
Königswinter.
Ein paar Texte
von Wolfgang Müller von
Königswinter.
Und auch Liste
Bücher Publikationen Veröffentlichungen zu Wolfgang
Müller von Königswinter.

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